124 Der Karpathenwinter 1914/15 Triumphes zu erlahmen begonnen hätte. Statt die Autorität den Heeres¬ leitung kraftvoll aufrechtzuhalten, erblickte er nunmehr seine Aufgabe darin, zwischen den auseinandergehenden Anschauungen seiner beiden Unterführer zu vermitteln. Danilow versucht den Feldherrn damit zu entschuldigen, daß die organisationsgemäß verbrieften Rechte dieser Be¬ fehlshaber nicht geschmälert werden durften. Immerhin wurde fortan der Widerstreit der beiden Heeresfrontkommandanten zu einem alle Operationen bestimmenden Faktor. Iwanow schritt ungehindert an die Ausführung seiner Pläne. Mit der Offensive in den Richtungen Eperjes—Kaschau—Csap betraute er den Gen, Brussilow. Die 3. Armee sollte ihren linken Flügel „zur Verbindung und Unterstützung" der 8. entsprechend verlängern, die 11., über deren im freien Feld stehende Teile Brussilow den Oberbefehl erhielt, hatte bis an die rumänische Grenze auszugreifen. Gleichzeitig ordnete die Heeresleitung an, alle an der polnischen Front befindlichen Gebirgs- batterien in die Karpathen zu senden; nur diese verfügten über volle Munitions Vorräte. Da aber der Angriff auf Ostpreußen keineswegs gänzlich auf¬ gegeben war, so bedeutete die eingeleitete Offensive gegen Budapest doch gerade jenes Verfahren, das die Denkschrift Danilows vermieden wissen wollte: die Kräftezersplitterung nach zwei Operationszielen. Vielleicht hat ein Ratschlag des Generals Joffre dabei mitgewirkt, der sagen ließ, wenn die Russen infolge Munitionsmangels in Polen nicht vorrücken könnten, sollte doch wenigstens die Verfolgung des Feindes in Galizien fortgesetzt werden, weil sich im Gebirgsgelände die verringerte Ar¬ tilleriewirkung weniger fühlbar machen werde1). Als sich die 8. Armee am 25. und 26. Jänner in Bewegung setzte, war ihr der Gegner mit seiner Offensive bereits zuvorgekommen. Beginn der Offensive und Rückschlag Der Angriff der 3. und der Südarmee (23. bis 26. Jänner) Hiezu Beilagen 6 und 7 sowie Skizze 4 Bisher hatte die Theorie gelehrt, daß Gebirgszonen von der Be¬ schaffenheit der Karpathen im Kriege nur als Durchzugsland in Betracht x) Äußerung Joffres zum russischen Militârattaché Ignatiew (Danilow [Dani- loff], Großfürst Nikolai Nikola je witsch. Sein Leben und Wirken [Berlin 1929], 133).