76 Der Karpathenwinter 1914/15 und ging auf Befehl des X. Korpskmdos., unter Belassung einer Nach¬ hut auf dem Sattel bei Czeremcha, auf die Höhen beiderseits von La- borczfö zurück. Veranlaßt wurde dies durch das VII. Korps, das, am 27. bei Tylawa hart bedrängt, tags darauf über den Duklapaß abge¬ zogen war; seine am Nordausgange haltende Nachhut wies vorfühlende russische Abteilungen ab. Boroevic nahm dem Gdl. Meixner die als Korpsreserve verwendete 1. KD. weg und verfügte ihren Abmarsch zur Sperrung des Hoszankatales bei Mikó. Weiters befahl er auch der Gruppe Colerus (28. ID., 44. SchBrig. und 4. KD.), in die Linie Pilipinski vrch— Czarne abzurücken. Noch vor Antritt dieser Bewegung warf die 44. Sch¬ Brig. den Feind durch einen kräftigen Gegenstoß zurück und wehrte auch in der neuen Stellung alle Annäherungen der Russen ab1). Boroevic drahtete am 28. nach Teschen, daß er bei dem krassen Mißverhältnisse der beiderseitigen Kräfte — 40.000 Feuergewehre der S.Armee gegen 120.000 Russen2) — beabsichtige, schrittweise zurück¬ zugehen, und zwar mit dem III. Korps über Bartfeld, mit dem VII. über Felsö-vizköz—Girált, mit dem X. über Sztropkó, mit der Gruppe Kraut¬ wald über Mezölaborcz und Wola Michowa, endlich mit dem XVIII. Korps über Cisna—Takcsány. Es war ein Verhängnis, daß, gleich wie zu Monats¬ beginn, das 3. Armeekmdo. geradein jenem Augenblicke einen weitgehen¬ den Rückzug in Aussicht nahm, als die russische Führung die Einstellung der Offensive befahl. Schweren Herzens erklärte sich das AOK. mit diesen Absichten einverstanden und legte dem Armeeführer nahe, das III., das VII. und das X.Korps enger zusammenzuschließen, dagegen das XVIII. und die Divisionen Krautwalds als selbständige Gruppen zu be¬ trachten, die nach Umständen aktiv einzugreifen hätten. Weiters empfahl die Heeresleitung: „Den einzelnen Gruppen der Armee ist einzuschärfen, daß nur durch zähestes Ausharren und geschicktes wechselseitiges Eingreifen bei den Detailgefechten zu er¬ warten ist, daß das Vordringen des Feindes vereitelt oder mindestens verzögert wird. In dieser Weise fechten die in den Ostkarpathen befindlichen Gruppen, obgleich sie zum großen Teil aus minderwertigen Formationen bestehen, bereits seit vielen Monaten erfolgreich gegen bedeutende Überzahl." *) Gdl. Colerus berichtete dem 3. Armeekmdo. über zunehmende Erkrankungen bei Offizieren und Mannschaften sowie über das Verenden zahlreicher Zugpferde der Artillerie. „ ... Ich fürchte, daß infolge der progressiven Verschlechterung der sani¬ tären Verhältnisse die numerische Zahl zur Behauptung der zugewiesenen Abschnitte nicht mehr ausreicht..." Überdies seien die Wege grundlos und der Zuschub in die Stellungen aufs äußerste erschwert. 2) Die Angabe über die Stärke der Russen konnte nicht überprüft werden.