74 Der Karpathenwinter 1914/15 Tätigkeit gehindert. Seit Obstlt. Haller am 17. bei Zielona den Feind zurückgeworfen und die Stellung bei Rafailowa wieder bezogen hatte, ereignete sich dort und am Tatarenpaß nichts Bemerkenswertes. Befehls¬ gemäß schob Obst. Fischer am 28. Vortruppen bis an den Kl. Sereth; an den beiden letzten Tagen des Jahres mußte er aber wieder dem feind¬ lichen Drucke nachgeben1). Immerhin wagte der Russe gegenüber der Armeegruppe keinen weiteren Angriff. Erwägungen und Anordnungen der Führer auf beiden Seiten (27. bis 28. Dezember) Hiezu Beilage 3 Am 27. Dezember waren die Russen an der Grenze ihrer Angriffs¬ kraft angelangt. Sie durften sich rühmen, die schwere Gefahr abgewendet zu haben, die ihnen aus dem Vordringen der Armee Boroevic gegen die Straße Tarnów—Rzeszów erwachsen war. Nunmehr hatten sie es nicht mehr nötig, ihren Rückzug bis hinter den San und die Weichsel fortzu¬ setzen. Um die Erneuerung der Schlagkraft seines Heeresteiles abzuwarten, beschloß Iwanow, den Angriff einzustellen. Er befahl am 27. Dezember2), daß die 3. und die 8. Armee die Verfolgung nur mit Vorhuten fortzu¬ setzen hätten, damit — wie sich Iwanow hochtönend ausdrückte — die Auf¬ lösung des Gegners vervollständigt werde/Über den Dunajec und die Biala von ihrer Mündung bis Grybów, dann über die Linie Gorlice—2migrod— Dukla (Ort)—Sanok—Lisko war vorerst nicht hinauszugehen. Wenn der Ostflügel der Armee Boroevic neuerlich die Offensive ergriff, so sollte ihn Brussilow unbedingt wieder in die Berge zurückwerfen. Auf dem linken Heeresflügel waren von der 11. Armee die Übergänge über die Waldkarpathen zu sichern. Diese Armee hatte überdies „zu entscheiden¬ den Operationen" gegen die Festung Przemysl zu schreiten. Demnach standen der k. u. k. 4. Armee, gieren Südflügel sich noch vor der bezeichneten Linie befand, weitere Kämpfe bevor, während die Armee Boroevic unangefochten in ihren gegenwärtigen Stellungen hätte bleiben können. Vorerst zielten alle Bemühungen der Befehlsstellen in *) Wie hoch die Persönlichkeit des Obst. Fischer vom Feinde eingeschätzt wurde, beleuchtet ein Aufruf des russischen Gouverneurs an die Bevölkerung von Czernowitz: wer Fischer tötet oder dienstuntauglich macht, erhält 50.000 Rubel, wer ihn als Gefangenen einliefert 100.000 und eine Anstellung im russischen Staatsdienste (Conrad, V, 961). 2) Nesnamow, III, 23 ff.