Schwere Not bei der Artillerie 17 Zur Lebensfrage für die Infanterie war die Vermehrung und Verbesse¬ rung der Artillerie geworden. Die Schwierigkeiten, mit denen diese ruhm¬ reiche Waffe in den ersten Kriegsmonaten imNorden und Süden zukämpfen hatte, sind im ersten Bande dieses Werkes bei der Schilderung der Ereig¬ nisse soweit wie möglich angeführt worden. Die Feldartillerie war der Zahl nach zu schwach, es gebrach ihr an mittleren und schweren Kalibern, und drei Geschützarten, die Gebirgskanonen, die Feldhaubitzen und die 15cm-Haubitzen, erwiesen sich als völlig veraltet undminder kriegsbrauch¬ bar. Vor allem aber herrschte Munitionsnot. Der Schrei nach Beseitigung dieser Übelstände erklang gleich nach den Lemberger Schlachten und ver¬ stummte seither nicht mehr. Die Heeresleitung griff zunächst auf ihre Reserve an Feldkanonen, 800 Stück an der Zahl. Dabei sollte allerdings darauf Bedacht genommen werden, daß man auch Verluste ersetzen mußte, die z. B. im ersten Feldzug bei der 4. Armee allein 84 Feldkanonen be¬ trugen1). Auch die gesamten, noch zur Verfügung stehenden Gebirgs- batterien wurden in den Ebenen und im Hügellande Galiziens eingesetzt. Außerdem holte man 24 cm- und 30.5 cm-Mörser in die Front, wobei die Munition des zweitgenannten Geschützes erst für die Wirkung gegen Truppenziele umgeändert werden mußte. Alle anderen organisatorischen Änderungen, die Aufstellung neuer Batterien sowie die Umbewaffnung bestehender, konnten nicht von heute auf morgen vorgenommen, sondern nur nach einem strengen Plane auf weite Sicht durchgeführt werden. Im Oktober 1914 stellte das AOK. in Noten an das Kriegsministerium und die Militärkanzlei seine Forderungen auf, die in folgendem bestanden: Neuerzeugung leichter Feldkanonen in dem Ausmaße, daß darunter die Schaffung anderer Typen nicht litt, Neuerzeugung einer modernen Feld¬ haubitze an Stelle der bisher eingeführten sowie von 15 cm-Haubitzen, 10 cm-Kanonen und Gebirgsgeschützen neuen Systems. Von allen diesen Typen hatte man bereits Modelle zur Hand, die zwar noch nicht im Kriege, immerhin aber auf Schießplätzen ausreichend erprobt waren. Auf die Schaffung einer neuen Feldkanone wurde verzichtet, weil die vorhan¬ dene noch ganz gut entsprach und ihre Bedeutung gegenüber dem Steil¬ bahngeschütz immer mehr zurücktrat. Im Februar 1915 sah sich die Heeres¬ leitung veranlaßt, ein Artillerieprogramm aufzustellen, nach welchem die Infanteriedivision 24 Feldkanonen behalten und mit 36 leichten Feld¬ haubitzen ausgestattet werden sollte. Außerdem sollte jede Infanterie¬ division eine schwere Feldartilleriedivision zu je 4 10 cm-Kanonen und 15 cm-Haubitzen erhalten (Geschützzahl bei der Divisionsartillerie 68). x) Verläßliche Verlustzahlen für die ganze Wehrmacht liegen nicht vor. Ii 2