Der Eintritt der Türkei in den Krieg 5 europäischen Zweibund durch den Anschluß der Türkei beschieden ge¬ wesen. Die Pforte hatte am 31. Oktober 1914 die diplomatischen Bezie¬ hungen zu den Ententemächten abgebrochen und vierzehn Tage später die Kriegserklärung folgen lassen. Der Beitritt der Türkei zum Bunde der Mittelmächte war für diese, abgesehen von den wirtschaftlichen Inter¬ essen, die Deutschland am Bosporus und in Kleinasien verfolgte, politisch und strategisch von hoher Bedeutung. Das Zarenreich wurde in der Südflanke bedroht. Wer an den Dardanellen saß, beherrschte den wich¬ tigsten Seeweg zwischen den Kornkammern Rußlands und den Industrie¬ reichen des Westens. Von Mesopotamien und vom Sinai aus mochte sich England in den zwei wichtigsten Grundpfeilern seines Kolonialreiches, in Indien und Ägypten, bedroht fühlen. Diesen Vorteilen standen freilich beträchtliche Nachteile gegenüber. Die militärische Führung der Mittelmächte sah sich vor schwierige Auf¬ gaben gestellt. Die Türkei verfügte über ausgezeichnete Soldaten, aber über wenig Ausrüstung und Kriegsgerät. Die Verbündeten, die selbst nicht aus dem Vollen schöpfen konnten, mußten auf manche Opfer ge¬ faßt sein. Sehr unangenehm wirkte der Mangel einer frei benützbaren Landverbindung zwischen Mitteleuropa und Konstantinopel. Im Gegen¬ satz zu Bulgarien, das eine den Türken wohlwollendere Neutralität be¬ wahrte, verhielt sich Rumänien gegenüber der Durchfuhr von Kriegs¬ mitteln zumeist entschieden ablehnend, was die deutsche Heeresleitung im Herbst 1914 und auch später veranlaßte, einer möglichst raschen Besetzung des Negotiner Kreises (vgl. Bd. I, S. 710) das Wort zu reden, und den Gdl. Falkenhayn auch im Jahre 1915 immer wieder auf Offensiv¬ pläne gegen Serbien zurückkommen ließ, bis im Oktober dieses Jahres zur Tat geschritten werden konnte. Auch die Verteidigung der entlegenen Grenzgebiete der Türkei mußte angesichts der Armut Kleinasiens an Bahnen (die Bagdadbahn war nur streckenweise fertiggestellt), an Straßen und an Hilfsmitteln aller Art der Truppe und ihrer Führung ganz außergewöhnlich schwierige Aufgaben stellen. Die großen Probleme, die der Krieg aufgeworfen hatte, wurden durch den Eintritt der Türkei in den Krieg noch mannigfaltiger und ver¬ wirrter. Die Begehrlichkeit der Entente nach türkischem und persischem Besitz sah sich durch die immerhin gegebene Möglichkeit mächtig an¬ geregt, das ottomanische Reich zu zertrümmern. Rußland meldete seine Ansprüche auf Konstantinopel, auf Armenien und auf Vergrößerung der durch die Verträge von 1907 festgelegten Einflußzone in Nordpersien