Die öst.-ung. Landmacht nach Aufbau, Gliederung, Friedensgarnison, Einteilung und nationaler Zusammensetzung im Sommer 1914 Von Oberst a. D. Maximilian E h n 1 Die langen, schweren zwanzig Jahre, die verflossen sind, seit die alte öst.-ung. Armee noch ihr farbenbuntes Friedenskleid getragen hat, ließen allmählich das Bild verblassen, das alle jene tief im Herzen tragen, die einmal in ihren Reihen gedient haben. Nicht als ob dieses prächtige Machtinstrument der Habsburgermonarchie, diese einzigdasteheride Schöp¬ fung dreier Jahrhunderte mit ihrer glorreichen Vergangenheit, mit ihrer Eigenheit und ihrer Besonderheit im ganzen vergessen worden wäre. Das ist unmöglich. Aber die Erinnerung an Einzelheiten schwindet, einst selbstverständliche Kenntnis von Kleinigkeiten ist verlorengegangen, und mancher bezeichnende Wesenszug läßt sich nicht mehr in der nötigen Schärfe und Klarheit verfolgen. Wenn es schon denen so geht, die Jahr¬ zehnte ihres Lebens in den Reihen der alten Friedensarmee gestanden sind und berufen waren, in irgend einer Form an ihrer Entwicklung, ihrem äußeren und inneren Aufbau mitzuarbeiten, um wieviel mehr erst muß sich der Prozeß allmählichen Vergessens bei denen geltend machen, die in die Reihen der Armee erst eintraten, als diese ihr Aussehen voll¬ kommen geändert hatte, oder gar erst bei den tausenden und abertausen- den Jungen, die das Bild der Armee vor dem Jahre 1914 nur vom Hören¬ sagen kennen. Es erweist sich demnach in vieler Hinsicht notwendig, die verblassen¬ den Farben wieder aufzufrischen, dem schwindenden Erinnern zu Hilfe zu kommen und Kenntnisse vor dem Vergessenwerden zu bewahren oder neu zu vermitteln, die eine Voraussetzung für das Verständnis all der unvergeßlichen großen Taten sind, die von der alten öst.-ung. Armee in ferner und naher Vergangenheit vollbracht wurden. Nicht minder soll aber auch, besonders bei jenen, die oberflächlich, leichtfertig oder böswillig nur allzugerne den Stab über die alte Armee zu brechen wagten, das Verständnis für all die großen Schwierigkeiten und Hemmungen geweckt werden, mit denen die zu kämpfen hatten, in deren Hände die