wieder lernen, sich größere Ziele zu setzen, die Kleinlichkeit und Verzagtheit, die Selbstbeschränkung, die zur Schwäche gewor¬ den, abzuschütteln. Wir müssen aufräumen mit dem jammern¬ den und jämmerlichen Pessimismus. Und wenn bei der Ordnung unserer inneren Dinge auch noch so große Hemmungen sich auftürmen, haben wir jetzt noch Ursache, ewig diesem schwäch¬ lichen Pessimimus uns gefangen zu geben? Spüren wir nicht unsere Kraft, hat nicht die große Zeit enthüllt, daß in unserem Reiche trotz aller Gegensätze, trotz allen Widerstrebens einzelner Teile geschichtlich gewordene Gemeinsamkeiten erwachsen sind, die ein unzerstörbares Fundament begründet haben? Unser Reich geht nicht dem Abend entgegen, sondern einem neuen Tag. Es kommt jetzt erst sein Tag. Was es im Jahr¬ hundert des Nationalismus unter den aufreibendsten Mühen vorbereitet hat, das muß im Jahrhundert der weltstaatlichen Bildungen reisen. Der Blick unserer Nationen und unserer Politiker muß sich weiten, denn die ganze Lebensperspektive der Monarchie weitet sich. Und unter diesem neuen, weiteren Gesichtskreis werden manche der heißesten Gegensätze sich mil¬ dern, werden Fragen, die bisher von unendlicher Größe und Wichtigkeit schienen, kleiner, einfacher, leichter lösbar werden. Man muß und wird den modus vivendi finden, um den Weltfragen sich zuwenden zu können. Die Völkermonarchie hat jetzt entschlossen und mit großem Sinn ihre alte, große, innere Mission zu erfüllen, dann ist sie gerüstet für alles. Also Mut, Mut nicht bloß im blutigen Kampfe, Mut auch für die schwere Arbeit im Innern. Mut, Zuversicht und Einig¬ keit vor allem für uns Österreicher und für uns deutsche Österreicher! Für uns ist aber noch eines notwendig. Wir müssen an uns selber, an unserem eigenen Wesen Hand an¬ legen, alle und jeder einzelne. Wir sind so oft zu lässig, zu bequem. Wir räsonnieren und kritisieren, aber lassen die Dinge gehen. Wir ironisieren gerne alles, und vergessen dabei auf 28