t dieses Österreich-Ungarn einen Sinn, eine Berechtigung? Ist es nicht eine zufällig zu¬ sammengeheiratete, erworbene Ländermasse, ein Konglomerat, dessen Bestimmung es ist, wieder zu zerfallen? Der Nationalismus des 19. Jahrhunderts konnte zu solchen Meinungen führen und hat auch in der in weiten Kreisen dazu geführt. Österreich hat keine Existenz¬ berechtigung, verkündeten die Nationalisten überall dort, wo irgend ein Interesse an dem Zerfalle der Monarchie vor¬ handen war. Vor allem predigte dies der Panslavismus und er hat seit Jahren blutigen Ernst gemacht mit einem Programm, das auf die Abbröckelung und Losreißung namentlich s Teile der Monarchie ausging. Im Gefolge dieser Tendenzen und im Banne unglaublicher Märchen über die Bedrückung slavischer Völker in Österreich standen die westlichen Alliierten Rußlands, die Franzosen und Engländer. Diese haben in der Regel keine Ahnung von den wirklichen Verhältnissen unserer Monarchie, bemühen sich auch nicht darum und begnügen sich, als Protektoren der geknechteten Völker gefeiert zu werden. Der„Zerfall der Monarchie" bildete einen Faktor in der Rechnung unserer Gegner. Aber auch Männer der Wissenschaft sprachen von Österreich-Ungarn als einem Anachronismus, als einer Macht, deren Tag sich zum Abend neige.*) Allerdings dürfen wir uns nicht verhehlen, daß unsere inneren Verfassungskämpfe, unser unaufhörlicher nationaler Hader und unsere Zurückhaltung, ja Schwäche nach außen Meinung stark zu bekräftigen schienen. Wir dürfen uns nicht *) KjeH6n. Die Großmächte der Gegenwart. (7. Aufl.) 6. 12, 203.