künstln der Zeit wurde der Entwurf übertragen. Johann Bernhard Fischer von Erlach schuf das gewaltige erste Projekt des neuen Schloß- baues, das Projekt einer Jdealarchitektur, deren barocke Phantastik, in Wirklichkeit überseht, alles bisher Dagewesene an repräsentativer Ge¬ schlossenheit übertroffen hätte. Ein Stich Delsenbachs in Fischers „histo¬ rische Architektur", Band IV, vermittelt uns die Kenntnis dieses ersten Bauplanes. Er mutet an wie eine Kompilation aller großen Baugedanken der Epoche: Das Schloß auf der Berghöhe, wo jetzt die Gloriette steht, mit breit aufgerollter, im Mitteltrakt geschwungener Fassade, zu seinen Füßen ein mächtiges System von Terrassen, Kolonnaden, Kaskaden, Nebengebäuden, alle mit der Funktion, die Wirkung des krönenden Baues aufs höchste zu steigern; die ganze umgebende Landschaft wird in den Dienst dieser Idee gezwungen. Das Projekt scheiterte an seiner Gro߬ artigkeit und ein zweiter, wesentlich vereinfachter Entwurf Fischers lag dem kurze Zeit später in Angriff genommenen Bau zugrunde. Die Maße waren hier verkleinert; das Hauptgebäude, aus einem Mitteltrakt und stufenweise vorspringenden Flügeln bestehend, sollte am Fuße des Hügels liegen, der Raum vor dem Schlosse durch einen Rahmen ebenerdiger Bauten zu einem Hofe umgrenzt werden. Im Jahre 1700 wurde eine Medaille geprägt, deren Vorderseite das Porträt Josefs I., deren Rück¬ seite eine Ansicht des Fischerschen Schlosses zeigte. Wie weit die Arbeit damals vorgeschritten war, wissen wir nicht. Daß das Schloß zu Beginn des 18. Jahrhunderts bewohnt wurde, bezeugen Nachrichten über Festlich¬ keiten und Turniere, die zu jener Zeit dort stattfanden. Der alten Beschrei¬ bung Kuchelbeckers von 1730 entnehmen wir, daß das Projekt Fischers in seinen Grundzügen zur Ausführung gelangt war; die Obelisken am Ein¬ gang, der Hof mit seinen Nebengebäuden, der größteTeil des Erdgeschosses und ersten Stockes und eine Flucht vonZimmern mit ihrer Innenausstattung waren fertiggestellt. Wir sind über die Bautätigkeit nach demTodeIosefs I. zwar nicht unterrichtet, doch ist nicht anzunehmen, daß die Fortführung des Baues unter Karl VI. ganz sistiert wurde. Immerhin beginnt die wichtigste Bauperiode erst mit dem Regierungsantritt Maria Theresias. Die kunstliebende Fürstin, die Schönbrunn ihren anderen Schlössern vorzog, beauftragte den Hofarchitekten Pacaffi mit dem Entwurf eines