und Knebelbart, ernst, fast kalt-feierlich im Ausdrucke. Sein Diener und Sakristan dagegen ein struppiger Alter voll Unruhe. Bald singend, bald rezitierend memorierten sie die Totengebete in der altslawischen Kirchensprache halblaut über den Sarg hin, oftmals ihr dreifaches Kreuzzeichen wiederholend. Ihre klagenden Melodien haben viel Verwandtes in der vokalreichen, aber endlos monoto¬ nen Vortragsweise mi! den schwermütigen Volksgesän¬ gen der Bosniaken und wirken gleich diesen in der Länge ergreifend und erschütternd. In kurzer Prozession wurde zum Grabe gepilgert. Kameraden des Toten trugen die Kreuze und Kränze. Am nahen Grabe wurde neuerdings halt gemacht und zwischen Pope und Küster singend und sprechend korre¬ spondiert. Bei den kroatisch-serbischen Gebeten knieten unsere frommen Bosniaken auf die Erde nieder. Zum Schlüsse goß der Geistliche ein Fläschchen Weihwasser über den Sarg aus, stach an allen vier Seiten des offe¬ nen Grabes die Schaufel in die frische Erde und warf endlich eine Schaufel voll auf den Sarg. Während des Rituals leisteten das militärische Kon¬ dukt auf das Hornsignal die Ehrenbezeugung. So man¬ cher Rekrut sah dem toten Kameraden nochmals ins Grab nach. Dieser hat alles irdische Elend überstanden, ohne den grausamen Krieg geschaut zu haben. Weiß Gott, ob uns draußen im Felde nicht etwas Gräßlicheres als ein Grab zuteil wird?! Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt. Komm mit deinem Scheine, süßes Engelsbild! Magst du nie dich zeigen der bedrängten Welt? Führest deinen Reigen nur am Sternenzelt? M. v. Schenkendorf 1810. 191