leichtere Aufgabe als die Presse der feindlichen Länder. Sie Hst nur den Verlauf der Ereignisse zu registrieren und die Neuigkeiten aus Ost und West und von fernen fremden Meeren mitzuteilm; sie braucht aber nicht zu dem ehrlosen Drittel zu greifen, ihre Leser zu betrügen und mit erdichteten Siegesnachrichten neue Scharm in die Werbelokale zu treibm. Jeden Tag, sobald die „B. Z. am Mittag" erschimen ist, ver¬ sammelt sich vor der AnschlagStafel des Bapanmer Rathauses eine Gruppe eifrig lefmder Soldaten. Es ist erfrischend, sie zu beob¬ achten. Zigaretten oder Pfeifen im Munde, die Hände in dm Hosentaschen, lesen sie langsam und gmau. Noch find kaum andere als frohe Nachrichten zu melden gewesen, aber dir Sol¬ daten bewahren ihre Ruhe. Höchstens kann man ein schwaches Lächeln bemerken oder ein Aufblitzen in den Augen. Dieselbe Ruhe zeigm sie, wenn einmal eine betrübende Nachricht gebracht wird, zum Beispiel daß ein Kriegsschiff verloren gegangen ist. Zuweilen sieht man Soldaten, die sich nicht damit begnügen, zu lesen — sie schreiben gleich die ganze Zeittmg in ihre Notiz, bücher ab. Weshalb? Wahrscheinlich sind sie nach der vordersten Front unterwegs, nach den Schützengräben, wo sie ihrm von der Welt abgeschloffenm Kameraden den Inhalt der Telegramme Mit¬ teilen wollen. — 45« Jrn Schützengraben. Sn der letzten Oktobernacht war es unmöglich, die Besatzungen der Schützmgräben bei dem Dorfe Monchy-au-BoiS, nicht weit von Gapaume, in der üblichen Weife zu wechseln. Bloß ein Mann oder ein paar kormten aus einmal zu den Gräben kriechen. Wenn der Mond nicht scheint oder die Gegend in Nebel gehüllt ist, könnm die Soldaten truppweise Vorgehen; heute nacht aber waren sie der Gefahr ausgesetzt wie am Tage und mußten die größte Vorsicht beobachten. Auch dem kaltblütigsten Soldaten muß es seltsam vorkommm, wenn er auf Fußspitzen und Ellenbogen durchs GraS kriechm soll. m