47 stehe. Außer diesem großen Posten waren auf verschiedenen Fel senvorsprüngen thalaufwärts mehrere Pikets vorgeschoben, die man umgehen mußte, wollte man den Posten bei der Kanone über raschen. Am 29. Mai nach Mitternacht ward die Schützenmannschaft ge weckt, 60 davon zum Zuge bestimmt und noch ein Wegweiser aufge sucht. Dann ging es über die Brenta hinüber. Bevor wir den Berg hinanstiegen hielt der Hauptmann an die Schützen eine kurze, kräftige Anrede. „Brüder! sprach er, noch kurze Zeit und wir sind mit dem „Feinde handgemein. Auf welcher Seite das Recht stehe, wisset Ihr. „Vertrauet also ans die gerechte Sache, zeiget den Muth, den der „Tiroler von jeher bewies. Auch wir wollen dem Vaterlande Ehre „machen. Also frisch auf und wacker voran! Gott sei mit uns!" — Alle brannten vor Begierde emporzusteigen, und so ging es nun rüstig vorwärts oder besser gesagt, sehr steil aufwärts. Zuerst über lockeres Steingeröll, dann durch niedriges Gebüsch. Frischer Rachtthau netzte unsere Kleiber, traulich flimmerten einzelne Sterne am Himmel. Die Richtung in der wir zogen, war nach rechts, um so die Feinde, die mehr nach links lagerten, zu umgehen. Nachdem wir schon geraume Zeit gestiegen waren, bogen wir um eine scharfe Kante herum und auf einmal flammte uns gerade ober uns ein feindliches Wachfeuer entgegen. Bst! hieß es, stille — stille! sonst sind wir entdeckt. Ein wenig Husten, Stolpern oder das Abrollen eines Steines konnte uns schon verrathen. Und so trippelten wir, so leise als möglich Mann für Mann nach links hinauf. Schon wich die Nacht dem jungen Tage, als wir an eine Felswand kamen, über die eine frische Quelle in kleiner Kaskade sprudelte. Man labte sich mit dem köstlichen Tranke, dann ging's wieder aufwärts, sehr steil bis auf eine Höhe, die nach zwei Seiten hin sich abdacht. Auf jener Seite, die sich gegen Grigno neigt, waren die Pikets durch die wir eben unbemerkt hindurchgegangen und die nnn in unserm Rücken lagen, auf der andern Seite, die gegen den Ausgang von Valsugana sich neigt, lagerte der große Vor posten nächst der Kanone, durch einen umwaldeten Felskopf unsern Augen verdeckt. Wir standen also auf der Scheidewand, die uns nur wenige Schritte mehr vom Feinde trennte. Wir machten ein wenig Halt und schauten uns in der Gegend um. Merkwürdig war zur Linken der Anblick des tirolischen Thales Tessino, das im Gebirge hinter Grigno wie ein großartiger Kessel ausgetieft daliegt, worin seine