76 Bei der Besprechung der topographischen Entwicklung Burg hausens gehen wir am besten von der Lände aus, von der die Straße am Salzachuser zur Brücke führte, um dann steil ansteigend den Burg berg zu Erreichen. Der Platz wurde an einer Stelle angelegt, wo sich das User zwischen Fluß und Steilhang der Burg verbreiterte und die Salzachbrücke zur Uferstraße führte. Den schmäleren Usersaum besetzten die 1333 zuerst genannten Gruben und die 1422 urkundlich auftauchende Messerzeile. Beide verbinden die Maut bezw. Lände mit dem Platze. ^ Als ältester Stapelraum und Warenniederlage diente das Untergeschoß des Rathauses. Gegen Norden bot! sich der Stadt kein Raum zur Vergrößerung. Um die an Zahl zunehmende Bevölkerung aufzu nehmen, entstanden Vorstädte. Jenseits der Brücke, am rechten Salz achufer Ach, die eigentliche Vorstadt bildete sich aber südlich von der Lände aus, dort, wo der Mautner am Stadttore im Jahre 1332 das Spital erbaut hatte. In dieser Vorstadt begegnen uns wieder Namen, die auf den Wohnsitz von Gewerben Hinweisen, wie Weber gasse und Lederergasse. ' Die modernsten Stadtviertel entstanden südlich der Borstadt mauer im Bereiche des Bahnhofes und aus der Hochfläche nördlich der Burg. WaffKNbnrg. Ein Studium der Teile der SÄrdt Wasserburg und ihrer Ent wicklung verlockt in mehr als einer Hinsicht, Vergleiche mit Burg hausen zu ziehen. In beiden Orten schaffen Flußschlingen eine treffliche geschützte Lage, nur hat sich die Doppelfchlinge der Salzach bei Burghausen nicht mehr ganz erhalten. Der Wörrsee ist ihr letzter Rest. In beiden Orten ragt e>in höherer Usersporn weit in die Schlinge hinein; ihn besiedelt die Burg. Freilich ist der Rücken, auf dem das Schloß Burg hausen thront, bedeutend länger als die Höhe, welche die Wasserburg trägt. Der Marktplatz verläuft in beiden Städten parallel zum Fluße; hier wie dort mündet die Brücke mittels einer engen Gasse normal auf den Platz. Burghausen war die Salzlände für die Resi denzstadt Landshut, Wasserburg die Hafenstadt Münchens. Wer von den Flußländen den Weg nach den im Innern Bayerns gelegenen Residenzen einschlagen wollte, der mußte, um ,aus der Stadt zu kommen, die mächtige Burgbefestigung durchschreiten — in Wasser burg die ganze Burg, in Burghausen das wichtige OÄtingertor. Die Brücken der zwei Städftie waren nicht von gleicher Bedeutung, Ueber die Salzachbrücke bewegte sich doch zur Hauptsache nur der Nah handel mit den Landgerichstjen am Weilhart, die Jnnbrücke hingegen war ein wich Hcs Glied im Salzstraßenzuge, der Reichenhäll mA Oberbayern und Schwaben verband. Im Ortsbilde ist insofern ein Unterschied, als Burghausens Längserstreckung ein Wachstum der Stadt nur nach Süden zuließ, Wasserburg sich hingegen auf dem Schwemmlandboden der Jnnschlinge in Gestalt bogen- bis halbkreis förmiger Straßen nach außen vorschob.