V Was die älteste Zeit betrifft, muß leider wieder die Unzulänglichkeit der ersten Bände unseres Urkundenbuches beklagt werden, deren Texte in wachsendem Mißverhältnisse zum heutigen Stande der historischen Kritik stehen. Eine weitere Erschwerung der Arbeit lag in der betrüb lichen Tatsache, daß in den Indices zu den ersten Bänden der Urkunden bücher von Oberösterreich und Salzburg, die Traditionen enthalten, und besonders zu den 1930 erschienenen Traditionen des Hochstiftes Passau eine Menge von Namen fehlt, so daß die Texte Nummer für Nummer durchgegangen werden mußten. Auch die Identifizierung läßt in diesen Ausgaben viel zu wünschen übrig. In dem großen Wirrwarr der Namenformen habe ich im allgemeinen die Schreibung des Postlexikons beibehalten und nur die gröbsten Ata vismen, z. B. die ü, y statt i, die anlautenden th, unbegründete Doppel laute und die gg statt ck, beseitigt. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn nunmehr auf Grund der dargebotenen Einsicht in den Werdegang des heutigen Lautbildes unserer Ortsnamen eine Gesamtregelung der Schrei bungen vorgenommen würde, die auch im Interesse der Schule läge. Es ist nicht einzusehen, warum wir auf diesem Gebiete eine Ortho graphie, die in der Hauptsache aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammt, dauernd fortschleppen sollen. Sprach- oder lautgeschichtliche Entwick lungsergebnisse müssen unberührt bleiben, aber es gibt keinen vernünf tigen Grund dafür, das Wort Maier auf sechs verschiedene Arten, zwar Eck und Ecker, aber Wolfsegg und Eggerding, zwar Grieß, aber Gries kirchen zu schreiben, um nur ein paar Beispiele anzuführen. Ursprünglich hatte ich im Sinne, den Namen eine Erklärung beizu fügen, allein in vielen Fällen bedürfte diese einer längeren Erörterung, was den Rahmen eines Lexikons sprengen und wegen des dadurch be dingten großen Umfangs die Veröffentlichung in Frage stellen würde. Vielleicht läßt sich die Absicht auf andere Weise verwirklichen. Zu danken habe ich in ganz besonderem Maße den Archiv-Vorste- hungen in Linz, Eferding, Wallsee, Wien und München, sowie denen der Stifte Wilhering, Kremsmünster, St. Florian, Mattsee und St. Peter, die mir bereitwilligst die Quellen zur Verfügung stellten, ferner Herrn Prof. Dr. A. M a i d h o f in Passau für die Erlaubnis, das noch un gedruckte Material des 2. Bandes seiner Passauer Urbare zu benutzen, nicht zuletzt aber dem nicht genannt sein wollenden Gönner, der durch die Bestreitung eines Großteiles der Druckkosten die Herausgabe dieses Werkes ermöglicht hat. Mit Anerkennung sei auch der Verlagsanstalt Jos. Feichtingers Erben gedacht, die für mäßige Berechnung der Herstellungskosten und gedie gene Arbeit volles Lob verdient. Linz, im August 1935. Der Verfasser.