_ 84 - können, indessen hoch oben auf der Spitze des Felsen- kogels — nach wie vor aus einem grünen Tannengürtel — einsam und melancholisch das Wörtherkreuz empor¬ ragen wird, um auch in fernen Zeiten durch die selt¬ same Geschichte, die sich an seine Errichtung knüpfte, dem wildromantischen Charakter der Insel eine eigen¬ artige Weihe zu verleihen.*) *) Die sagenumsponnene Insel Worth und ihre nicht minder romantische Umgebung ist in den letzten Jahren weiten Kreisen durch die hochinteres¬ santen Romane des Wiener Schriftsteller Franz Hern dl „Das Wörther Kreuz" und „Die Trutzburg" (Leipzig, Verlag Altmann) bekannt geworden, in denen der Verfasser der Liebe zu seiner schönen Heimat in den herr¬ lichen Landschaftsschilderungen beredten Ausdruck verleiht, und haben wir alle Ursache, auf unseren engeren Landsmann — Herr Franz Herndl entstammt einem angesehenen G-reiner Bürgershause — stolz zu sein. Der Herausgeber. Geschichte der Burg Werfenstein. Von Dr. Jörg Lanz von Liebenfeis. Die wildromantische und wahrhaft heroische Strom¬ landschaft des Strudels, in dem sich die wildaufschäumende Donau durch die Granitfelsen von Werfenstein und der Wörther Insel hindurchzwängt, mußte mit ihrer in ganz Mitteleuropa einzigartigen Großartigkeit schon frühzeitig die Aufmerksamkeit erregt haben. War doch im Alter¬ tum und Mittelalter die Donau die ost-westliche Haupt¬ verkehrstraße Europas und mußten sich die todbringen¬ den und gefährlichen Stromhindernisse des Schwalles, Strudels und Wirbels allen, die die Donau befuhren, für immer in das Gedächtnis einprägen. Es war eine ver¬ rufene Gegend und die alten Geschichtsschreiber nennen sie die „Todesherberge" („hospitium mortis") und emp¬ fehlen den Schiffspassagieren, während der Fahrt durch diese gefährliche Stelle zu schlafen, damit sie sich nicht allzusehr ängstigten. Die Sage erzählt, daß Karl der Groß* die Burg Werfenstein als Bollwerk gegen die Avaren gegründet habe. Sicher ist jedoch der ganz charakteristische Burg¬ felsen schon von den Germanen als Opferstätte benützt worden. Denn seine Lage, ebenso wie die mythologischen Flurnamen der Umgebung, deuten darauf unverkennbar hin. Schon zum Jahre 926 erzählt Conrad in seiner rGeschichte der Freisinger Bischöfe", daß Bischof Dracolf