— 7 — unmittelbarer Nähe des heutigen Eferding geflossen ist1) und die etwas erhöhte Lage des Ortes zu einer Ansiedlung sich trefflich eignete. Die Römer unterhielten zur Sicherung der Grenze auf der Donau eine Flotte und wachten sorgfältig über die Einhaltung des ausgebildeten Zollwesens. In Joviacum (Schlägen) befand sich eine Schiffswerfte und bei dem Ausflusse der Enns in die Donau, wo heute Enghagen liegt, befand sich der Standort der Flotte. Die verschiedenen Stationsplätze an der Donau waren zugleich Stapelplätze des hoch entwickelten römischen Handels und natur¬ gemäß blühten die an der Ufergrenze gelegenen Orte, da die Donau die bequemste Wasserstraße bildete, am ersten auf. Auch der Ausbildung der Bodenkultur schenkten die Römer große Auf¬ merksamkeit. Der Weinbau bei Aschach soll seine Entstehung dem Kaiser Probus zu verdanken haben. Wenn auch nur dürftige Nachrichten über die Herrschaft der Römer in unseren Gegenden vorliegen, das eine ist doch gewiß und dafür sprechen verschiedene Funde, die überall im Lande schon gemacht wurden, daß die Kultur sich allenthalben gegen früher wesentlich verfeinerte. Mehr als 400 Jahre waren die Römer im Besitze der Herr¬ schaft, als die zerrütteten Verhältnisse in ihrem Stammlande, die häufigen Thronwechsel, verschiedene Aufstände in den Provinzen und Einfälle feindlicher Stämme ihre Kraft immer mehr schwächten, so daß schließlich das ganze ehemals so mächtige Römerreich in Trümmer ging (476). Noricum wurde jetzt der Tummelplatz ver¬ schiedener Völker. Die Rügen besetzten Ober- und Niederösterreich und verdrängten die Markomannen am linken Donauufer, welche westwärts zogen und in der Geschichte später unter einem neuen Namen, nämlich als Bajoaren oder Bayern auftreten. Alle festen Kastelle an der Donau und alle Römerorte waren in diesen stür¬ mischen Zeiten zerstört worden und die fruchtbaren Gefilde ver¬ wandelten sich wieder in die ehemalige Wildnis. Jahrzehnte vergingen, da kam von Westen her das Volk der Bayern, welches unter der Herrschaft von Herzogen aus dem edlen Geschlechte der Agilolfinger stand und nahm das fast menschenleere Land in Besitz. Die wenigen Ueberreste der römischen Bevölkerung ver¬ loren sich mit der Zeit gänzlich und auch die altrömischen Orts¬ namen verschwanden. Mit fleißiger Hand schufen die Bayern Ordnung und hüben und drüben der Donau entstanden überall neue Wohnstätten. Zahlreiche Ortsnamen deuten auf die Kultur¬ arbeit der Bayern im Lande, so die Namen „Schwandt", „Gsehwendt" (vom altbayerischen „schwenden" = fruchtbar machen), wie auch die vielen auf „reut" und „reit" ausgehenden Namen (vom alt¬ bayerischen „riutare" = ausroden). Im Ortsnamen „hart" und seinen Zusammensetzungen, wie z. B. Weilhart, Hartkirchen, finden wir den altbayerischen Ausdruck für den Wald und die zahllosen, namentlich im Mühlviertel vorkommenden auf „schlag" endenden Ortsnamen, wie z. B. Kirchschlag, Kollerschlag, Leopoldschlag, x) Der Name „Eferding" ist vom niederdeutschen Evers = Flußschiff abzuleiten. Die älteste Form Everdingen bedeutet einen Ort, wo Schiffe landen. Siehe die frühere Anmerkung über Wilhelm von Humboldt.