39 Holland nnb von der Insel sind mir viele rührende Zei chen der Teilnahme und Liebe zugegangen: kleine, gut gemeinte Geschenke, die meinen bescheidenen Haushalt verbessern sollen — Blumen, so viele, daß die engen Zimmer der Pastorie sie kaum fassen konnten. Und gegen Ende des Monats konnte ich im Einver ständnis mit der holländischen Regierung die Insel für einen Tag verlassen und auf dem Gute des Barons Wrangel bei Amersfoort nach all diefem unfagbar schwe ren, einsamen Erlebnis des letzten halben Jahres ein Wiedersehen mit der Mutter feiern. — Feiern? Ich weiß nicht, ob das Wort für diefe Stunden paßt, in denen wir in dem von Rofen übersäten Garten Arm in Arm — niemand sonst in unserer Nahe — auf und ab gegangen sind und ich mir so wie früher oft in besseren Tagen alles, was mich bedrückte, rückhaltlos vom Herzen reden konnte. Denn zu ihr, zu der stets verständnisvoll-gütigen und in ihrer schlichten Beschei denheit doch so klugen und weitblickenden Frau, konnte ich auch in den vergangenen Jahren immer kommen, wenn meine Gedanken, wenn mein Herz in Wirrungen die gute, ordnende und beruhigende Mutterhand ge brauchten. Das war so in der Zeit, als ich noch Kind und Junge war, ist so gewesen, als ich den Leutnants- rock getragen und später in verantwortlichen Stellungen Dienst getan habe — und ist so geblieben, hat sich jetzt in diesen knappen Stunden wiederum bewährt, als wir nach der ersten Erschütterung des Wiedersehens die innere Fassung wiedergefunden hatten. Kaum je vorher habe ich es so tief gefühlt, wie stark ihr Wesen und ihr Blut in meinem Wesen und in meinem Blute leben!