12 Wer der Kaiser bestellte mich am nächsten Morgen im Dienstanzug ins Neue Palais. Gewitterige Stimmung: „Du hast Rennen geritten?" „Zu Befehl." „Du weißt, daß es verboten ist?" „Zu Befehl." „Warum hast du es nun trotzdem getan?" „Weil es meine größte Passion ist und weil ich es sür gut halte, wenn der Kronprinz seinen Kameraden zeigt, daß er die Gefahr nicht scheut und ein gutes Bei spiel gibt." Einen Augenblick schweigt er und überlegt. Dann plötzlich sieht er wieder auf: „Hast du wenigstens ge wonnen?" „Leider bin ich um einen Kopf durch Graf Königs- marck geschlagen." Da schlägt er ärgerlich auf seinen Tisch: „Das ist aber dumm — und nun mach, daß du 'rauskommst!" Diesmal hatte mein Vater mich und den Sportsmann in mir verstanden. — Je älter ich wurde, umso öfter kam es vor, daß ernste Männer aus verfchiedenen Kreisen sich an mich wandten, damit ich Angelegenheiten, für die sie sich besonders inter essierten, beim Kaiser anrege oder durchsetze, oder damit ich Seine Majestät auf Mißstände hinweise. Ich habe derartige Übermittlungen grundsätzlich nur dann über nommen, wenn ich mich selbst vorher über die Sachlage genau unterrichten konnte und wenn ich die Berechtigung des Wunsches anerkennen mußte. Es blieb dann immer noch genug übrig. In den meisten Fällen waren es un angenehme Dinge, die ich so meinem Vater vortragen