213 iit der Fasten die Burgstaller zu sich an einen Tisch setzen, gab ihr Bilder zu schauen, sprach vom Absterben der Welt um neu auf zuleben und legte ihr die Hände auf. Burgstaller wurde drei Stunden hindurch von heftigen Convulsionen ergriffen; sie ver spürte unter vollem Bewußtsein vorzüglich um die Herzgrube einen solchen Schmerz, daß sie glaubte, sterben zu müssen. Als dieser Zustand endlich nachließ versicherte Polixena, jetzt sei sie gerade so rein wie nach der Taufe und könne ohne vorhergegangene Beicht die hl. Communion empfangen. Burgstaller glaubte mm die kirch liche Weihe erhalten zu haben und betrachtete sich als eine von Gott gesendete Priesterin, die berufen und bevollmächtigt sei, von Sünden zu reinigen. Diese Anschauung der Burgstaller verleitete Manche zil schreiben: „Weibspersonen der Pöschlianer saßen Beicht, vergaben Sünden und tauften". *) Dies war nicht die Lehre Pöschl's, aber trotzdem wurde der Burgstaller geglaubt. Im Hause ihres Dienstherren zu Vorderschlagen ließ Burgstaller die Nachbar mädchen herbeikommen, ließ sie ein jungfräuliches Leben geloben, dann um einen Tisch sitzen, bezeichnete ihre besonderen Anlagen zur Sünde, hauchte ihnen dann den hl. Geist ein und erklärte kraft der vom Herrn erhaltenen Vollmacht sie für rein, so daß sie ohne Beicht zur hl. Communion gehen dürften und könnten. Ein anderes Weib, Maria Straßhofer, stand ihr zur Seite; sonsten wallten die Pöschlianer fleißig nach Salzburg und bereiteten sich vor zum Auszuge nach Jerusalem d. h. nach Prag. Die „neue Offenbarung" trieb mitunter einige Blasen, die sich weder aus der Lehre Pöschl's noch aus der Rechtfertigungslehre der Brüder und Schwestern von Zion recht erklären lassen. Eine solche eigenartige Erscheinung ist Anna Maria Schreckenberger, y Würth, Die protestantische Pfarrey Vöcklabruck. A. a. O. S. 112. Vergl. Fritz, Ketzerlexikon, S- 145. Wenn es aber bei Würth weiter heißt: „es ist die allgemeine Rede, daß sie gehurt haben sollen, daß ganze Versammlungen nackt bey einander gewesen sein sollten, denn ihre Sache dauerte ganze Nächte, wo ihnen die Leute durch die Fenster zusahen", so ist dies durchweg falsch. Geschlechtliche Verirrungen lassen sich den Pöschlianern und den Brüdern und Schwestern von Zion nicht nachweisen.