4 Sein stilles, ruhiges Benehmen machte ihn bei seinen Mitschülern nicht beliebt. Er hieß „der Duckmäuser" und wurde von den muth- willigen Jungen deßhalben oft geprügelt. Dagegen überragte er die Mitschüler an musikalischem Talente und galt als ein tüchtiger Diskantist. Der Vater bestimmte den kräftigen Burschen zum Handwerke eines Zimmermannes. Ungern stimmte der Bursche dem Vorhaben des Vaters bei. Warum wußte er wohl nicht; es war nicht gerade Scheue vor der Arbeit, denn er war an und für sich ein fleißiges Kind soweit es die Träumerei zuließ, sondern ein gewisses Unbehagen, das ihn befiel, sobald er von seinen Heiligenbildern und seinem Dahintrüumen lassen mußte. Mit Unterstützung des Prälaten von Hohenfurt kam der ältere Bruder Gabriel 1781 zum Studieren nach Linz. Dieser Gabriel war ein sehr talentirter Student, der seinem Vater, seinem Wohl thäter und der Linzer Anstalt Ehre machte. Zu Ostern 1782 be suchte der Vater seinen Studenten und zu dieser Linzer Reise durfte ihn Thomas begleiten. Diese Reise gab seinem Hange zum Alleinsein, zum Hinbrüten neue Nahrung. Er sah eben den von Wien kommenden Papst Pius VI. Ganz Linz lag auf den Knien, das massenhaft herbei geströmte Landvolk pries sich glücklich, den Statthalter Christi ge sehen und seinen Segen empfangen zu haben. Dieses Bild, das wirklich majestätische Benehmen Pius VI. verfehlten nicht auf den Knaben von Höritz einen überwältigenden Eindruck hervorzurufen. Förmlich betäubt kehrte Thomas heimwärts und in überströmenden Worten erzählte er der andächtig lauschenden Mutter von dem Glücke, das er in Linz gefunden. Die gute.Mutter blickte in Heller Freude in das geröthete Antlitz des sonst so stillen, ruhigen Kindes und glaubte in den sprühenden Blicken etwas gar Wichtiges, ja etwas Heiliges zu lesen, nämlich: Thomas habe das Zeug zu einem Geist lichen, Thomas müsse studieren. Thomas stimmte der mütterlichen Anschauung freudigst bei, nicht so der Vater. Der knorrige Zimmer mann erklärte kurz und trocken, er benöthige den Burschen zu seinem Handwerke. Thomas gehorchte. Nicht so die Mutter. Ihr zur Seite stand ein junger Cistercienser aus Hohenfurt, Namens Leonhard