mann weiß, daß die Lälfte der militärischen Tätigkeit im Warten besteht und daß die Menschenkräfte — ich denke dabei natürlich nicht an ihre Einsetzung im Kriege — dort ganz ohne Rücksicht auf das wirtschaftliche Prinzip verwandt werden. Das Leer¬ wesen ist unwirtschaftlich organisiert und kann auch vermöge seiner Zwecke, die eben höchste Unterordnung des Individuums fordern, nicht nach dem wirtschaftlichen Prinzip organisiert sein. — Die Frage, die sich zunächst erhebt und die vor allem be¬ antwortet werden muß, wird die sein: woraus beruht denn eigentlich die so weit verbreitete Überzeugung von der Entwicklung zum Sozialismus, von dem Bevor¬ stehen des sozialistischen Zukunftsstaates? Die sozia¬ listische Lehre hat sich die Beantwortung dieser Frage leicht ge¬ macht. Der Ältere Sozialismus, den man den utopischen nennt und dessen Lauptwerk dieütopia des ThomasMorus ist, begnügte sich damit, einen Idealzustand des menschlichen Zu¬ sammenlebens auszumalen, ohne seine Realisierbarkeit zu erörtern. Die utopischen Sozialisten überboten sich in phantastischen Kon¬ struktionen eines sozialistischen und kommunistischen Gemeinwesens. Der neu ere, sogenannte wissenschaftliche Sozialismus, dessen Lauptvertreter Karl Marx ist, umgeht dagegen bemerkenswerter¬ weise die Frage nach der inneren Organisation und insbesondere auch nach den Vorteilen des sozialistischen Zukunftsstaates. Er begnügt sich damit, zu zeigen, daß er aus der heutigen Entwick¬ lung mit Notwendigkeit sich ergeben müsse, stellt also die Auf¬ hebung des Privateigentums, die Verstaatlichung der Produktions¬ mittel als notwendige Folge der heutigen Wirtschaftsordnung dar. Marx meint, daß sich die Lage der Arbeiter immer mehr verschlechtern werde, daß sie immer mehr vom „Kapital" — das ist das sozialistische Schlagwort — ausgebeutet werden würden und daß schließlich nur die proletarische Revolution, die „Expro¬ priation der Expropriateure", und damit die Beseitigung des Privat¬ eigentums an den Produktionsmitteln die Lösung bringen könne. Nun haben diese Behauptungen schon einen starken Stoß erlitten insofern, als sich die wirtschaftliche Entwicklung in dem halben Jahrhundert seit Marx ganz anders vollzogen hat, als er voraussetzte. Die Lage der Arbeiter hat sich bedeutend verbessert, und wenn auch die Klassengegensätze und die wirtschaftlichen Kämpfe zwischen ünternehmern und Arbeitern keineswegs beseitigt 21