wurde. Fast ganz Galizien und die Bukowina waren anfangs August durch die
Verbündeten vom Feinde befreit. Einer Ende Juli 1917 vom wiedererstarkten
Rumänien mit russischer Unterstützung unternommenen Entlastungsaktion bereitete
GFM. v. Mackensen durch den Gegenangriff von Foesani Mitte August ein Ende.
So hatte das Schwert im Osten doch noch manches gutgemacht, was die Politik
bis zum Sommer 1917 verabsäumt hatte.
Aus der Adlerschau betrachtet, war jedoch bis zum Sommer 1917 trotz aller
glänzenden Abwehrerfolge der Binnenmächte nirgends eine entscheidungbringende
Tat gesetzt worden. Die russischen Fanale flammten auf, und jenseits des Atlantik
ballte sich dunkles Gewölk.
Die österreichisch-ungarische Wehrmacht im Frühjahre
1917'
Verbrauch und Ersatz der Menschenkräfte in den Jahren 1915,1916
Eine Rückschau über die Entwicklung des öst.-ung. Heeres feit 1915 — sie Kann
nur eine zusammenfassende, engbegrenzte sein — läßt die tiefe Erschütterung und
die schwere Krasteinbuße erkennen, mit der das Heer in das Jahr 1915 eingetreten.
Der Karpathenwinter hatte mit atemraubender Schnelligkeit die notdürftig aus¬
gebildeten Ersätze verbraucht. Erst als die Frühlingssonne die Schreckensbilder des
Karpathenwinters überstrahlte, trat eine gewisse Stetigkeit der Lage ein. Körper¬
lich und seelisch erholte sich die Truppe. Die Kampsstände besserten sich.
Allein der Menschenverbrauch war auch im Jahre 1915 sehr bedeutend. Ins¬
gesamt schieden 2,118.000 Männer aus der Feldarmee. Seit Kriegsbeginn waren
3.368.000 Kämpfer dauernd (hierunter 756.000 gefallen, verstorben oder gänzlich
undienstbar, zirka 775.000 in der Gewalt des Feindes) oder vorübergehend von
der Walstatt abgegangen, mehr als im August 1914 eingerückt waren.
Die Zwanzigjährigen und die Neunzehnjährigen zogen in den Kampf, die Dienst¬
pflichtigen aller Jahrgänge bis zum 42. Lebensjahre wurden neuerlich „durch¬
gekämmt". Allein man mußte sich anfangs Mai 1915 zur Abänderung der Wehr¬
gesetze und zur Ausdehnung der Landsturmpflicht nach oben bis zum 50. Lebens¬
jahre, nach unten bis zum 18. entschließen. Gegen Ende ibcs Jahres 1915 schritt
man zum Ersätze der bei den Etappentruppen, beim Troß und bei den anderen
nicht für den Kamps bestimmten Abteilungen eingeteilten Volltauglichen durch
Mindertaugliche. Diese „Austauschaktion" machte bis Mai 1916 etwa 4600 Offi¬
ziere und 300.000 Mann für die Front verwendungsfrei.
Insgesamt standen um die Wende 1915/16 an allen drei Kampffronten
2.700.000 öst.-ung. Streiter, eine Million mehr als ein Jahr zuvor. In der Heimat
gab es noch immer 1,736.000 Soldaten.
Diese anscheinend nicht ungünstige Lage konnte jedoch nicht darüber hinweg¬
täuschen, daß nach dem Ausmarsche der XVIII. Marschbataillone aus ihren Kader-
stationen am Beginne 1916 dort nur mehr 75.000 gesunde Männer zurückbleiben
würden. Nebst einem Teil genesener Verwundeter und Kranker harrten noch etwa
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV. und VI.
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