Am 19. Mai hörte man den Herzschlag des Krieges, von den Bergen drang 19. 5.
grollender Geschützdonner in den Kantonierungsraum Valsorda—Vattaro der
armeeunmittelbaren 6. ID. und sohin auch nach Vigolo Vattaro, das vom Regi¬
ments am Vortage in den späteren Nachmittagsstunden von Trient aus erreicht
worden war. Die Artillerie des III. Korps hatte ihr Zerstörungswerk begonnen.
Die beiden mächtigen italienischen Panzerwerke Mt. Verena und Campolongo,
auf einem steilansteigenden Felsrücken aufgebaut, erhielten einige Volltreffer. Die
zermalmende Kraft der 30.5-Mörfer, der 38er- und 42er-Haubitzen riß die Panzer¬
kuppeln gleich Nußschalen aus dem Gefüge, wandelte diese italienischen Werke in
Trümmer- und Schuttstätten. Räumte der Italiener auch bereits im Laufe des
19. Mai die Lusernaplatte, so hielt er unverändert stark die Costesinstellungen wie
auch den Mareairücken bis zur Levespitze (gegenüber der Cm. di Dezzena) besetzt.
Diese nur fünf Kilometer breite Abwehrfront zwischen der Schlucht der Dal Torra
und dem Steilhang zum Suganatal bildete eine weder zu umgehende noch zu um¬
fassende Sperrstellung, von der verstärkten italienischen 34. ID. gehalten. Dem
III. Korps fiel als erste Aufgabe der Durchbruch dieser Abwehrfront zu. Gelang
ihm dieser, dann galt es, den gleichfalls beiderseits von Natur aus geschützten,
zwischen den Panzerwevken Verena und Campolongo errichteten Schranken sowie
den scharfzackigen Kempelrücken zu überwinden.
Bei klarem Wetter setzte die gesamte Artillerie das am Vortage begonnene 20.5.
Zerstörungswerk mit gesteigerter Kraft fort. Aber auch die Artillerie der aus den
nahenden Angriff gefaßten Italiener legte kräftiges Sperrfeuer vor. Pflichtbewußt
nahmen die in erster Linie eingesetzten Regimenter des „Eisernen" Korps den
blutigen Kampf auf; sie gehörten der 28. ID. und der 22. LID. an.
Den Truppen der 6. ID. blieb auch die Teilnahme an der Schlacht von Lavarone
versagt. Die Division schob sich am 20. in den Raum Centa—Carbonare vor. Das
Regiment verließ um 5 Uhr nachmittags Vigolo Vattaro, zur Zeit der Ankunft
des I. Baons., das hier nächtigte. Der Weg aus das Plateau von Lavarone führte
über die herrliche, hoch über den Caldonazzofee angelegte, in Fels eingesprengte
Kunststraße, stellenweise durch Tunnels. Entlang der tiefgefurchten Centaschlucht
stieg sie hinan, überquerte vor Carbonare den Fuß des vereisten, lawinengefähr¬
lichen, felszerklllfteten Friccamassivs und die Schlucht. Ein fesselndes Schaubild
landschaftlicher Pracht nimmt den Blick gefangen. Centa war um 8 Uhr abends
erreicht. Das I. Baon. folgte am 21. nachmittags in das nördlich benachbarte
Uez nach.
An der Kampffront des Hl. Korps hatte sich schon in den ersten Stunden des
prächtigen, sonnigen Frühlingstages der Erfolg eingestellt. Steirer vom III. Baon.
des LIR. 3 hatten die schmale, mit Kavernengeschützen bewehrte Felsnase der
Levespitze erstürmt. Nicht lange hernach bemächtigten sich die Steirerschützen und
Egerländer des IR. 73 der oberen Marcaistellung. Schwerster Kampf tobte tags¬
über um den zu einer wahren Festung ausgebauten Costesinrücken, der das
Vezzenabecken beherrschte und dessen Flanken durch die Batterien aus dem
Verena-Campolongo-Rücken geschützt waren. Vergeblich stürmten die tapferen
87er unter schweren Opfern gegen die betonierten Stellungen dieses Bollwerkes
an. Als die Nebelnacht sich über das Schlachtfeld senkte, war der Costesinriegel
noch nicht in Eigenhand, und auch den unteren Mareairücken schien der zähe Feind
behaupten zu wollen.
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