Angaben des Gen. Cadorna1 standen der 1. italienischen Armee am 15. Mai an
der Front zwischen dem Gardasee und der Brenta, mit Einschluß der Bal Sugana,
176 Bataillone (hievon 45 der Miliztruppe und 7 der Finanzwache) zur Verfügung,
überdies standen 18 Bataillone bei Desenzano und Brescia bereit; außerdem ver¬
fügte die italienische Heeresleitung noch über sechs Divisionen mit insgesamt
72 Bataillonen am Tagliamento, die im Falle des Bedarfes jederzeit rasch an der
Tiroler Front eingesetzt werden konnten. Anfangs Juni wurde eine neu gebildete
5. Armee im Raume Vicenza—Padua—Baffano zusammengezogen. An Artillerie
standen an der früher bezeichneten Front 503 leichte und 348 schwere und schwerste
Geschütze.
„Trotz alledem", sagt Cadorna, „ist es vollkommen wahr, daß ich bis zum
Beginne der Schlacht einen Durchbruchsangriff großen Stiles mit dem weiten
strategischen Ziele, das am Ifonzo und im Cadore stehende Hauptheer abzuschneiden,
nicht für wahrscheinlich gehalten habe1 2.“
Das I. Bataillon an der Jsonzofront
In der Stellung bei Selz (29. April bis 8. Mai 1916)
Skizze 1
24.4. Am regnerischen Ostermontage, am 24. April, wurde dem I. Baon. in Lavis
Marschbereitschaft für den nächstfolgenden Tag, 8 Uhr früh, angekündigt.
25.4. Schon am folgenden Tage rollte das Bataillon in zwei Staffeln in den ersten
Nachmittagsstunden nordwärts, über das Ziel der Fahrt bestanden nur Mut¬
maßungen. Vielleicht ging es — und die Fahrtrichtung Pustertal mochte die An¬
nahme bestärken — in das hart bedrängte Gebiet des Col di Lana, dessen Gipfel
der Italiener am 18. April gesprengt hatte: ein Ereignis, das schwer auf den Ge¬
mütern der tapferen Alpenkämpfer lastete. Allein Bruneck wird passiert, die Staffel-
züge rollen über Lienz—Villach—Aßling—Laibach weiter. Nun war es klar. Es ging
an die Front im Stein.
27.4. In den Frühmorgenstunden des 27. entstieg das Bataillon in Nabresina den
Wagen und erreichte um 7 Uhr früh im Fußmarsche über Preönik—Mavhinje das
hinter der Hermada gelegene Karstdorf Cerovlje — aus den Septembertagen des
Vorjahres bekannt —, wo es sich mit kärglichen Quartieren, die mit den Laviser
Unterkünften nicht zu vergleichen waren, bescheiden mußte.
Ob wohl das Regiment folgen würde? Bahnorgane hatten berichtet, daß vier¬
zehn Tage hindurch große Truppentransporte stattfänden; 1/27 fei die Spitze u. dgl.
Das Zurückfahren des Bataillons war nur ein Glied in der Kette neu ein¬
setzender Täuschungsmanöver und sollte beim Feinde den Eindruck erwecken, daß
das Hl. Korps nach wie vor auf dem Plateau von Doberdo stehe.
28.4. Am 28. April, 6 Uhr nachmittags, wurde das Bataillon, das die Gebirgsaus-
rüstung abgeführt hatte, nach Brestovica (nördlich der Hermada) dirigiert, das nach
einstündigem Marsche erreicht wurde. MGA. I und Train blieben vorläufig in
Cerovlje zurück.
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1 Cadorna, La guerra, L, 200.
2 Cadorna, La guerra, L, 204.