man behalf sich bei der Ausbildung der neu eingerückten Landsturmmänner selbst mit Holzgewehren —, allein die Ergebnisse konnten keine befriedigenden sein. Erst in den letzten Ausbildungswochen bekamen sie ihre Gewehre. War es ziemlich gleich¬ gültig, daß die Mannschaft des Ersatzbataillons zumeist mit alten blauen Monturen bekleidet war, so wurde die seldmäßige Bekleidung und Ausrüstung der Marsch¬ bataillone zu einem Problem. Die Monturdepots waren leer, auf Lieferungen mußte gewartet, vieles mußte im Handeinkaufe beschafft werden. Am schlechtesten stand es mit der Beschuhung. Erst im letzten Augenblicke war sie zu erlangen, und oft war sie von höchst zweifelhafter Beschaffenheit. Minderes Leder, Lederersatz, mangelhafte Ausarbeitung und unsachgemäße Bepslockung waren Ursache, daß manchmal schon bei den ersten Märschen die Schuhe zugrunde gingen und Schuhdruck verursachten. Die Mannschaft trug deshalb größtenteils ihr eigenes Schuhwerk. Erst allmählich vermochte die Industrie ihren Ausgaben nachzukommen, und es trat eine Besserung ein. Aber die Zeit blieb nicht aus, in der bei zunehmender Materialnot die Monturen sich rasch verschlechterten. So griff man bei der Ausrüstung auf instand¬ gesetzte alte Monturen und schließlich auch aus minderwertige Hinterlandsmonturen, während die Leute beim Ersatzbataillon mit notdürftig geflickten alten Sorten bekleidet wurden. Bitter rächte sich auch hier die engherzige Sparsamkeit im Frieden. Erst leise, dann lauter auskommende Klagen, Zweifelsucht, Niedergeschlagenheit mußten gebannt werden. Der gute Älplergeist wirkte auch beim Ersatzkörper in allen schwierigen Lagen ausgleichend. Mit wenigen Ausnahmen konnten die Marsch¬ formationen zu den festgesetzten Terminen marschbereit gemacht werden K Systematisch wurde die Ausbildung erst in späterer Zeit gehandhabt, als durch Bildung von Ausbildungsgruppen hinter der Front die Ausbildung der Marsch- formationen eine feste Grundlage erhielt. Angesichts des fortwährenden Wechsels von Offizier und Mann bedurfte der Ersatzkörper einer straffen Organisation, die erst nach und nach geschaffen und den augenblicklichen Erfordernissen angepaßt werden mußte. Die im Frieden ausge¬ arbeiteten Vorschriften, nur auf eine kurze Kriegsdauer zugeschnitten, erwiesen sich als völlig unzulänglich. Unter Obst. d. R. Gustav Rubritius, der als Kommandant des KIR. 4 ins Feld gezogen war und am 1. August 191-5 das Kommando des Ersatzbataillons übernahm, wurde der Grund für den organisatorischen Aufbau des 27er-Ersatzkörpers gelegt. Dieser ausgezeichnete Kommandant, Typus des altösterreichischen Offiziers, hatte stets das Wohl des Ganzen im Auge. Hart gegen sich selbst, forderte er von jedem unbedingtes Pflichtgesühl, straffe Ordnung. Obst. Rubritius vereinte ein vielseitiges militärisches Wissen mit einer vorbildlichen Arbeitslust. Er schaffte alle überflüssigen, noch aus der Friedenszeit stammenden Übungen ab und verfaßte Direktiven über die Ausbildungsziele. Das 27er-Ersatzbataillon verdankte Obst. Rubritius die Grund¬ lage seiner neuen Organisation. Eine ganz hervorragende Kraft erstand zu gleicher Zeit dem Ersatzbataillon in seinem zweiten Stabsoffizier, Obstlt. Richard Sallinger. Im Frieden als Major d. R. beim HI. Korpskmdo. eingeteilt, verblieb er bei Kriegsbeginn beim neu aufgestellten 1 Aus der diesem Abschnitte eingefügten Übersicht über sämtliche Marschbataillone können Einzelheiten entnommen werden. 399