Beispiel von ungebrochenem soldatischem Geiste, von ausrechtem, ehrlichem Mannes¬ mute, von -bergfester, eiserner Treue. Die letzten 27er auf der Hochfläche von Vezzena standen noch im mystischen Bannkreise einer fortwirkenden Macht, die in aller Geschichte die Wirkungen von Dauer hervorgebracht: der Tradition. In der mehr als 336jährigen an Ehren über¬ reichen Geschichte des Regimentes lag gewachsene Form, geschaffene Tradition. Was die Vorfahren an Ehren und Ruhm, an Heldentum und Opfermut, an Treue und Heimatliebe als glänzendes Erbteil hinterlassen, wurde von den Nachfahren treu bewahrt, um im letzten dramatisch durchpulsten Heldengesang mit seinem tragischen Schlüsse für die Nachwelt auszuklingen. Hier schließt das Heldenbuch der 27er: „Furchtlos und treu!" Phönixhaft erhebt sich steirische Alplertreue aus Schutt und Asche, den werdenden Generationen ein strahlendes Vorbild. Das XIX. und das XX. Marschbataillon In den ersten Iunitagen des Jahres 1916 war Brussilows Offensive, den Verteidiger keineswegs überraschend, mit elementarer Wucht über die Ostfront hereingebrochen. Otyka-L.uek, Okna gemahnen an diese Zeit des Unheils mit den ungeheuren Verlusten der öst.-ung. Truppen. Der Ansturm des Moskowiterheeres hatte das öst.-ung. Ostheer schwer erschüttert, sein Südslügel wurde in die Karpathen zurückgeschleudert, der in Wolhynien stehende Nordflügel auf 80 km Tiefe eingebeult. Aus einem Entlastungsunternehmen zu Gunsten der schwer bedrängten Italiener erwachsen, ist die Offensive der russischen Südwestfront die erfolgreichste Kriegshandlung des ersten Halbjahres 1916 geworden. Doch gerade jetzt, wo sich wie vielleicht kein zweitesmal während des Weltkrieges die Gelegenheit bot, nach völlig geglückten Durchbrüchen leicht erreichbare Siegesfrüchte zu pflücken, ja möglicherweise sogar den Krieg im Osten zu entscheiden, da versagte der Feld¬ herrngenius des Allgewaltigen des russischen Südwestheeres. Statt in die sich noch erweiternde Lücke zwischen der 1. und der 4. Armee einzudringen, behielt er seinen Blick auf Kowel gerichtet. Als die Verbündeten am 16. Juni selbst zum Gegenangriff antraten, da war die Gelegenheit zur Auswertung des Durchbruchserfolges in Wolhynien endgültig versäumt. Zudem begnügte sich auch Letschitzki, um seine Südflanke besorgt, nach dem Durchbruch bei Okna mit der Eroberung von Czernowitz und ließ sich die Möglichkeit eines Vordringens zwischen Dniester und Pruth entgehen. Diese beiden Fehlgriffe Brussilows ermöglichten es den General- stabschefs der Mittelmächte, Maßnahmen zur Stützung der schwer erschütterten öst.-ung. Ost¬ front in die Wege zu leiten. Wohl erlitt die Heeresgruppe Linsingen später noch weitere Rückschläge; so war sie zur Preisgabe des Styrbogens bei Czartorijsk, dann nach den Schlachten bei Beresteezko und Brody zur Räumung des Lipa—Stryknies gezwungen. Ein Durchstoßen der Front war dem Feinde hiebei aber nicht mehr geglückt. Allerdings hatte diese Festigung der Front in Wolhynien das Zuführen von 12 Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen, hievon 3 öst.-ung. Infanterie¬ divisionen der italienischen Front, notwendig gemacht. Aber auch die Russen hatten in dieses Kampfgebiet, dem sie immer wachsende Bedeutung beimaßen, 11 Infanteriedivisionen, ohne die Garde, herangefahren. Ungeheuer groß waren die Verluste, die die öst.-ung. Truppen im Juni und im Juli erlitten hatten. Der Abgang von den 620.000 Gewehren und 30.000 Karabinern, die am 4. Juni in der Front gestanden waren, betrug 10.756 Offiziere und 464.382 Mann. Es ist daher verständlich, daß außer den in den beiden Monaten eingereihten normalen Marsch- 386