In der Kampfzone an der Affa (24. Oktober bis 1. November 1918) Als am Abende des 27. September die 27er-Bataillone den Lagern bei Vezzena entgegenzogen, ahnte wohl kein 27er, daß es in die letzte Retablierung ginge. An diesem Tage war Obst. v. Siegl, wiedergenesen, im Stevzinger Lager eingerückt und übernahm das Regimentskommando von Obstlt. Righetti, der seit 30. Juni das Regiment geführt hatte und für feine vorbildliche Tätigkeit im schwierigsten Teile foer Front der 6. ID. mit dem Ritterkreuz des Leopold-Ordens belohnt wurde. Nach einigen Tagen völligen Ausruhens nahm die gewohnte Retablierungs- tätigkeit ihren Anfang, wobei der Mangel an Bekleidungs- und Ausrüstungssorten schon in erheblichem Maße sich auswirkte. 8.18. Die am 6. Oktober vorgenommene Einreihung der XXXX. und XXXXI. Marsch¬ formationen brachte den schon so nötigen Ausgleich des Standesschwundes. Es sollten die letzten Marschkompagnien fein, die an die Kampffront des Regimentes kamen. Widriges Oktoberwetter trübte den Steirern die Retablierungsstimmung, und die am 5. Oktober in die Lager dringende Kunde von dem Waffenstillstandsangebote an den Präsidenten der Vereinigten Staaten Nordamerikas begegnete eher Mi߬ trauen als einer hofsnungsbewegten, frohen Aufnahme. Obst. v. Siegl, der am folgenden Tage die Kundschaft nach dem Gottesdienste dem versammelten Regimente offenbarte, appellierte an das Steirerregiment — „so wie bisher, auch bis zum Ende des Krieges sein mit Lorbeer reichgeschmücktes Ruhmesbanner hochzuhalten, um in Ehren zu beenden, was der Treufchwur der Steirer bisher gehalten." Das kaiserliche Völkermanifest flatterte auch in die 27er-Lager. Niederschmetternd ist die Wirkung aus die Älpler, die dem Alten treu ergeben waren. Denn nun müssen sie, die Streiter für Heimat und Vaterland, die nur verworrene Nachrichten über die überstürzenden Ereignisse in der Heimat hatten, aus dem Munde ihres Obersten Kriegsherrn, dem sie den Treueid geleistet und bisher in zahllosen Gefechten ehrenvoll gehalten, den Grad der bereits eingetretenen Entwicklung vernehmen. Sie, die unpolitischen, übernationalen Feldsoldaten, waren, wenn auch mit taufend Fäden an ihrem geliebten Heimatlande hängend, den politischen Geschehnissen nicht gefolgt. Zu tiefst betroffen, aber noch bar jeglichen Verständnisses, standen Offizier und Mann des Feldregimentes nach Bekanntwerden des Völkermanifestes dem gvundstürzenden Ereignisse gegenüber. Mußten da nicht unbekannte, starke Gewalten die bisherigen Mächte entwurzelt haben? Noch einmal vernehmen diese durch die Feueresse so mancher Schlacht, durch Not und Schrecken Geschrittenen Kaiser Karls hoffnungsvolle Stimme: „daß Geist, Treue und Eintracht der Armee und Flotte unverrückbar fortbestehen werde." Trügerisches Hoffen! Fast zur gleichen Stunde wie die Kaiserbotschaft dringt das im Büdapester Parlament gesprochene Wort des Grafen Stephan Tifza: „Wir haben den Krieg verloren", in die Lager des erbländi¬ schen Regimentes. Und wenige Tage nachher vernimmt es von dem stürmischen Drange der magyarischen Regimenter nach der von Rumänen und Serben bedrohten Heimat. Noch erlebte das Regiment im Lager die Kunde von Wilsons Antwort, die das Zerstörungswerk vollendete. Hatte das kaiserliche Völkermanifest den Polen freie Bahn gegeben, hatten Tifza und Karolyi den magyarischen Soldaten ins Wanken 370