verabschiedet, der sich am 15. Juli bei gleichzeitiger Erhebung in den Grafenstand auf den Ruheposten eines Obersten der kaiserlichen Hofgarden zurückziehen muhte. Er tat dies mit dem Gefühl, ein sinkendes Schiff zu verlassend" Conrads Nachfolger in Bozen wurde Erzherzog Joseph; den Oberbefehl über die 6. Armee erhielt Fürst Schönburg. Mit Conrads Enthebung wähnte man der öffentlichen Meinung gegenüber Tribut gezahlt zu haben. Mit Nichten! Das Mßtrauen zur höchsten Befehlsstelle war nicht mehr zu bannen. „Aus dieser Iunischlacht, in der die k. u. k. Truppen sämtlicher Nationen der absterbenden Monarchie ihr Bestes restlos gegeben und noch einmal die Probe ihres Zusammenhaltes in glänzender Weise abgelegt hatten, nahm die schwergeprüfte k. u. k. Wehrmacht nebst ihrer unbefleckten Ehre nur noch die Überzeugung mit, daß sie die ehrlichen Waffen des Feindes auch weiterhin nicht zu fürchten habe. Der sie dann zu Falle bringen sollte, war nicht in der noch vier Monate hindurch respektvoll gegenüberliegenden Front zu suchen. Es war das eigene Staatengebilde, das sich den Anforderungen der Kriegsführung nicht mehr gewachsen zeigte. So wurde denn die Iunischlacht in Venetien zum letzten Lied, zum Schwanengesang der aus vielhundertjähriger deutscher Kulturarbeit erstandenen, ruhmreichen, ehrwürdigen k. u. k. Armeen" Das Regiment im Stellungsabschnitte Canove di sotto — Canove di sopra (16. Juni bis 2. August 1918) Skizze 35 Die harte Prüfung des 15. Juni hatte das Regiment schwer getroffen. Allein der Krieg ging weiter. Das wußten die Steirer. Standhalten hieß es. Trotz aller bitteren Enttäuschung — der bergfeste Älplevgeist war ungebrochen. Und das war das Entscheidende. Wohl lastete noch geraume Zeit hindurch das von jedem einzelnen des Regi¬ mentes klar erfaßte Geschehnis gleich einem bösen Alp auf den Gemütern. Keine Milderung brachte die geradezu jammervolle Lage im Abwehrraume des Regi¬ mentes, vor allem der Mangel an Kavernen und Unterkünften, die durch die Niedertracht der Wetterlage noch verschärft wurde. In der zweiten Iunihälfte grassierte zudem in den ohnehin dünnen Reihen des Regimentes eine Influenza¬ epidemie, die den Kampfstand in geradezu erschreckender Weise lichtete1 3. Erst nach Ablauf des ersten Julidrittels war diese Krise überwunden. Die Kampfzone umfaßte die Sektionen 10 und 11. In jeder stellte ein Bataillon die Besatzung, während ein Bataillon am Südhange der Assaschlucht in Reserve lag (Details aus Skizze 35). Die Hauptverteidigungslinie zog sich entlang der Straße Canove di sotto—Canove di sopra. Rechts schloß im Stellaabschnitte das IR. 17 oder IR. 127, links das IR. 74 oder IR. 42 (von der 52. ID.) an. Hinter der alten, vor dem Straßenzuge liegenden ersten Linie, teilweise auch in ihr selbst, wurden Infanterie- und Maschinengewehrnester angelegt. Im Zwischengelände 1 Glaise-Horstenau, „Der Zusammenbruch", aus Schwarte, Band V. 2 Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 379, 380. 3 So weist der Standesrapport des am härtesten betroffenen II. Baons. am 2. Juli folgende Stände aus: Stab 3/4, 5. Komp. 1/15, 6. Komp. 1/14, HMGZ. 0/7, 7. Komp. 3/22, 8. Komp. 4/8, HMGZ. 0/1, Sturmpat. 1/12, MGK. II 2/38. Es konnten nur 4 MG. und 1 HMG. bedient werden. 369