Pozzo—Roana erreicht. Nach mehrstündiger Rast in Mandrielle zogen die Bataillone am Nachmittage in das Sterzinger, Verle und Grazer Lager ein. Die März- und Apriltage hatten keine bedeutungsvollen Begebenheiten gebracht. Immerhin hieß es auf der Hut fein, besonders gegenüber einem Feinde, der nicht allein vorzüglich ausgerüstet, sondern auch ausgerastet und bestens verpflegt war, überdies mit seiner überlegenen, munitionsreichen Artillerie und mit seinen zahl¬ reichen Fluggeschwadern unsere schütteren, entkräfteten Besatzungen hart anfiel. So war es nicht wunderlich, daß die ruhebedürftigen Regimenter der 12. IBrig. mit Freuden ihre bescheidenen Lager bei Bezzena bezogen. Die Junischlacht 1918 in Venetien Skizzen 33, 34 Vorbereitungen Am ersten Frühlingstage des Jahres 1918, am 21. März, der das deutsche Volk mit so stolzen Hoffnungen für die Zukunft erfüllte, war die „Große Schlacht in Frankreich" entbrannt. Der Schweizer Stegemann schreibt: „Der Aufmarsch der Deutschen auf den Schlachtfeldern des Westens im Frühling des fünften Kriegsjahres bot ein Schauspiel von überwältigender Größe. Es war kein wohl¬ genährtes, glänzend ausgerüstetes Heer mit starken alten Stämmen, sondern eine ans Darben gewöhnte, notdürftig bekleidete Armee, in der nur noch wenige Offiziere, Unteroffiziere und Leute aus der Friedenszeit standen, aber sie zog noch einmal voll Opfermut und Heldensinn in die Schlacht. Deutschlands Aufgebot im Weltkrieg war nie größer als in diesem letzten Kamps. Im März des Jahres 1918 waren von 238 Divisionen 197 im Westen versammelt. Der gewaltigste Feuerschlag des Krieges ging auf die Briten nieder1.“ Der mit ungeheurer Wucht vom deutschen Westheer geführte Schlag war vor¬ nehmlich dem britischen Heeresflügel bei Arras, Cambrai und St. Quentin zugedacht. In wenigen Tagen waren im fortschreitenden Angriffe zwei englische Armeen, besonders die 8., aufs Haupt geschlagen. In der Feindfront klaffte eine gewaltige Bresche. Von allen Seiten eilten Truppen heran, die Frankreichs Marschall Foch, der in dieser kritischen Stunde den Oberbefehl über die alliierten Heere übernahm, an den dem Erliegen nahen Frontteil führte. War doch der deutsche Angriff in Gebiete vorgedrungen, die seit dem ersten Kriegsjahre außerhalb des Kampf¬ bereiches gelegen waren, maß doch der wuchtige Keil etwa 75 km Breite und reichte feine Spitze 60 km in die Tiefe. Während dieser Kämpfe schleuderte das deutsche Ferngeschütz über die bisher unerhörte Entfernung von 120 km hinweg feine tonnen¬ schweren Geschosse auf Paris. Nebst maßloser Beute an Kriegsmaterial hatte die Schlacht den Deutschen an die 100.000 Gefangene und mehr als 1000 Geschütze eingebracht. Allein dem deutschen Großangriff wurde ein Tagesmarsch vor Amiens ein Ziel gesetzt; in letzter Stunde hatte der Feind die drohende Zerreißung der britisch-französischen Front verhütet. Kaum waren die Donner der Großen Schlacht in Frankreich verklungen, als im Norden das erbitterte Ringen von neuem begann. Ludendorfs hatte den Schwer¬ punkt der Kämpfe in die Gegend von Armentieres verlegt, wo am 9. April eine 1 Stegemann, Geschichte des Krieges, IV., 522. 331