und die waldlose Hochfläche ist gewonnen, die zur Assaschlucht abdacht. Im hastenden Bergab wird der zertrichterte Hangweg, gemeinsam mit einer dahineilenden Trag¬ tierkolonne, genommen. Gespenstisch tauchen zur Rechten im Abenddunkel die Ruinen Roanas auf. Bald versinkt die Kolonne in die Tiefe der Assaschlucht. Wer dachte dazumal, daß das Schicksal des Regimentes mit ihr bis zum Kriegsende verknüpft fein würde? Der Assaschlucht fehlte es nicht an landschaftlichem Reiz. Pittoreske Steilwände blieben nicht ohne Eindruck auf den Neuankömmling. Allein im vierten Kriegs¬ jahre hatte der Sinn für Naturschönheiten auch bei den Söhnen der Berge starke Einbuße erfahren. Diese gähnende Schlucht mochte noch im Banne freundgesinnter Naturbetrachtung stehen, insolange sie als eine schier unbezwingbare Schutzwehr gegenüber dem Feinde willkommen war. Dies traf feit dem Spätherbste 1917 nur mehr für den..Abschnitt von der Einmündung der Ghelpachschlucht bis Pedescala zu, wo sich die Assa mit dem Astico vereint. Für die beiden Regimenter der 12. IBrig. — IR. 17 und IR. 27 —, die in den Stellungsbereich einzogen, mit der Schlucht im Rücken, traten die landschaftlichen Reize wahrhaftig in den Hintergrund. Dieser gähnende Kraterriß barg Gefahr, diese wildromantische Schlucht konnte zur Teufelsschlucht, zur heimtückischen Falle werden! Wenn je ein angrissswilliger Feind hier mit Macht zum Stoße ansetzte, dann ging es um Sein oder Nichtsein! Jeder Schritt in die schwer vergaste Schlucht brächte sicheren Tod! Das von den Truppen der 12. IBrig. zu betreuende Stellungsgebiet lag zwischen Assa- und Ghelpachschlucht. Im Winkel erhob sich die Cma. tre Pezzi (941 in). Von ihr zog die erste Linie im schwachen Bogen ostwärts, um nach über- guerung einer Einsattelung den Ambrosinirllcken hinanzusteigen. Die aus der Höhe des Rückens (968 m) liegenden Ruinen einer Häusergruppe standen wiederholt im Brennpunkte von Kämpfen. Der Linienzug wandte sich dann nordostwärts gegen die Assaschlucht zur Höhe von Stella (961 m), vom Ambrosinirücken durch eine zur Assa hinabführende Furche — die „17er-Rachel" — getrennt. Sie bildete die Grenzlinie zwischen 17ern und 27ern. An der Einmündung der Ghelpach- in die Assaschlucht sprang unsere Stellungssront aus das Norduser der Assa über. Es waren jene gut ausgebauten Dauerstellungen, die südlich der Ortschaften Mezza Selva, Albaredo, Rotzo und Eastelletto entlang des Nordrandes der Schlucht ver¬ liefen und vom Regiment« anfangs Dezember 1917 wenige Tage bezogen waren. Hinter ihnen erhöben sich die waldbedeckten, stattlichen Höhen des Mt. Erio und Spitz della Bisa, an deren Fuß die eigenen Kleinkaliberbatterien standen, die nur allzu oft den Fein>d zu mörderischer Beschießung reizten. Gegenüber dem Bvechpunkte unserer Front hatte der Feind die Höhe Sculazzon (1022 m) zu einer starken Bastion ausgebaut. Die Kanoniere der Sculazzonbatterien waren höchst ungemütliche Gesellen, vermochten sie doch in den Rücken des Stel¬ lungsbereiches zu schießen und den aus der Bal Grabo führenden Übergang unter Feuer zu setzen. Gegenüber dem Stellarücken, an den der Canoveabschnitt grenzte, trat die feindliche erste Linie zurück, immer der waldumhegten Bal Ghelpach folgend und durch den geheimnisoollen Boseo di Cesuna wider allen Einblick geschützt. Im Stellaabschnitte befand sich das alte italienische Stellawerk, dessen Front gegen Nord gerichtet war; es bestand aus Erdwällen, aus einer Kasematte mit schwacher Betondecke und aus einigen Kavernen. Das „Werk" entsprach nach 326