Da die Diplomaten den Frieden nicht zu erreichen vermochten, wollten Hindenburg, die moralische Spitze und Stütze des deutschen Heeres, und Ludendorff, die treibende Kraft und der ausführende Arm, als Soldaten den Krieg gewinnen. Nach der Kriegslage konnten und durften sie nicht anders handeln. Gen. Ludendorfs entschloß sich hinsichtlich des großen entscheidenden Ringens des Jahres 1918 für den Angriff im Westen. Denn von der Defensive konnte nie ein kriegsentscheidender und friedenbringender Erfolg erwartet werden. Zudem wäre ein neuerliches Martyrium einer Monate dauernden Abwehrmaterialschlacht für das deutsche Westheer untragbar gewesen. Im ganzen deutschen Heere gab es nur eine Stimme dahin, sich der martervollen Fesseln entledigen und lieber den schwersten Angriff auf sich nehmen zu dürfen. Auf den blutgetränkten Schlachtfeldern Frankreichs mußten auch die Würfel über Italiens Schicksal fallen. Daß für die gemeinsam anzustrebende Entscheidung letzten Endes nur die deutsche Westfront in Betracht kommen konnte, war nach der allgemeinen Kriegslage unzweifelhaft. So war es denn höchst bedauerlich, daß der damals nach Zahl und Güte verfügbare öst.-ung. Kraftüberschuß für die „Große Schlacht in Frankreich" nicht in Anspruch genommen wurde, wiewohl es sich nur mehr um das gemeinsame Heil oder Verderben handeln konnte K Gen. v. Cramon meint, es sei nicht gut gewesen, „so leichten Herzens auf die k. u. k. Divisionen zu verzichten". Man hätte die Widerstände in Wien überwinden müssen. Zehn Divi¬ sionen seien damals für den Westen freizumachen gewesen. Die DOHL. mußte sich mit dem von GO. v. Arz ausgesprochenen Versprechen abfinden, das öst.-ung. Heer werde im Jahre 1918 so bald als möglich zu einer kräftigen Entlastungsoffensive gegen das italienische Heer schreiten. Somit stand im März 1918 bei den Mittelmächten auf dem Hauptkriegsschauplatze das deutsche Heer in gewaltiger Stärke und unter einheitlicher Führung zum großen Angriffe bereit, und es war auch für das öst.-ung. Heer auf dem italienischen Kriegsschauplätze eine offensive Lösung der strategischen Ausgabe für 1918 geplant; das bulgarische und das türkische Heer sollten ihre Aufgabe in der Defensive erfüllen. Auf Seite der Entente fand in der Sitzung des Obersten Kriegsrates vom 1. Februar 1918 der auf der Defensive im Westen fußende Operationsplan die Billigung der Staatsmänner. Das bereits schwer abgekämpfte öst.-ung. Heer war durch die glücklich geführten Feldzüge im zweiten Halbjahre 1917 nochmals zu neuem Leben erwacht. Der Chef des Genevalstabes, GO. Baron Arz, konnte dies im Herbste 1917 dem Kaiser bestätigen und die volle Offensivfähigkeit der Armee feststellen. „Die Armee wird im Stellungskriege durchhalten, wenn das wie Gift wirkende Friedensgewinsel der Presse verstummt, Volk und Armee über die zwingende Notwendigkeit des uns aufgezwungenen Weitevkämpfens durch eine vernünftige Pressepolitik und Auf¬ klärung überzeugt werden." Arz wies auch auf eine Steigerung der Kampfmittel bis zum Frühjahre 1918 hin; der animalische Zug würde durch den motorischen noch weiter ersetzt, die Ausstattung mit Maschinengewehren und Minvnwerfern erheblich verbessert werden; auf hinreichenden Ersatz von Mannschaften und Material könne gerechnet werden. 1 Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 364, 368. 320