drang in die Gräben der Verteidiger ein, wurde aber nach wütendem Handgemenge hinausgeworfen. Ein gleichzeitiger Angriff gegen den Col di Rode und den Sief- fattel brach im Sperrfeuer zusammen. Von diesem Zeitpunkt an wendete der Feind seine Ausmerkfamkeit auf andere Punkte der Dolomitenfront V Die öst.-ung. Südtiroler Frühjahrsoffensive, hernach die italienische Gegenoffen¬ sive in den Sieben Gemeinden und die Fleimstaloffensive entlasteten die Dolo¬ mitenfront, so daß es auch im Siefbereiche zu keinen größeren Aktionen mehr kam. Der Herbst ging vorüber, bald verstreute der Winter seine weißen Vorboten, bis reichliche Schneefälle und Kälte auch hier den Menschen alle Mühen und Lasten eines Doppelkampfes mit Natur und Feind aufzwingen, die alltägliche Arbeit nur um das nackte Leben, ja, den einfachen, kampflosen Postendienst zu einer Marter gestalten. Das III. Bataillon auf Mt. Sief Die einzeln aus ber tiefverfchneiten Fanes heranstapfenden Kompagnien des III. Baons. fanden Rast in Corvara, dem Standorte des Abschnittskommandos Pralongia, Obstlt. Ritt. v. Bilimek des DR. 1. Von dem durch ein Barackenlager wesentlich vergrößerten Corvara führte die Straße in zahlreichen Serpentinen dem Campolungosattel zu. Bei Punkt 1717 leitete ein Weg in den Kampfabschnitt Mt. Sief. Dieser von Kaiserjägern im Jahre 1915 ausgebaute „Iägerweg" bildete lange Zeit hindurch den Lebensnerv für den Kampfabschnitt wie auch für seinen westlich benachbarten, Col di Rode. Zwei Stunden lang führte er in Feindes Sicht über die sumpfigen, nunmehr ver¬ schneiten Alpenwiesen der Pralongia dahin, über ihn zogen, bevor noch die flinken Wägelchen der Seilbahnen die Lasten hinanführten, die Trägerkolonnen, in den Nächten von den Lichtkegeln der Scheinwerfer verfolgt und von den gefürchteten Ornellabatterien angefallen. Jenseits der Contrinfchlucht lag in einer Höhe von etwa 2000 m das Lager „Alpenrose", Standort des Kampsabschnittskommandos Mt. Sief, Mjr. Iirefch vom eigenen Regimente. Tief verschneit lag die Barackensiedlung, in kampsdurchtobten Tagen von Granaten wiederholt heimgesucht, in winterlicher Ruhe. Ein lawinen¬ sicherer Steig führte über 200 m hinan zur nächsten Ansiedlung, nach ihrem Erbauer 2.1. Lt. Köhle „Kohle" genannt, gut ausgebaut, mit Kavernen, Seilbahnstation. Hier hatte sich seit 2. Jänner das Kommando des III. Baons., gleichzeitig auch Kampf¬ abschnittskommando Mt. Sief, Hptm. Reperger, eingerichtet. Vor Köhle lag ein ausgedehntes Kar, tief mit Schnee bedeckt, von einer Seil¬ bahn überquert. Aus dem Kar stieg der mastige Kegel des Siefs mit seiner stumpfen Spitze empor. Von Köhle führte ein 400 Schritt langer Laufgraben hinan zum rechten Batail¬ lonsflügel, zur 12. a Komp., mit Feldwachen gesichert, die zugleich mit dem tiefer gelegenen Col-di-Rode-Abschnitte Verbindung hielten. Nach links stiegen Hang und Graben sanft an. Dort stand, gleichfalls wie die „Rechtsstellung" etwa 400 Schritte breit, die 10. Komp., mit der vorgeschobenen Feldwache 2. Etwa 300 Schritte davor lag im Umkreise der Hangkote 2226 der Italiener. Es war die ehemals öster¬ reichische „Rotschanze", die nach der Sprengung des Col di Lana ausgegeben werden * Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 304. 162