Vier feindliche Königreiche wurden durch euch und die Heere eurer tapferen Bundes¬ genossen zertrümmert, mächtige Festungen bezwungen, weite Strecken feindlichen Bodens erobert. Trotz alldem täuschen die feindlichen Machthaber ihren Völkern und ihren Armeen immer wieder die Hoffnung vor, daß sich ihr Geschick doch noch wenden werde. Wohlan denn — an euch ist's, weiter eiserne Abrechnung zu halten! Erfüllt von stolzem Vertrauen in Meine Wehrmacht, stehe Ich an eurer Spitze. Vorwärts mit Gott! Gegeben zu Wien, am 5. Jänner 1917. Karl." Feldzugspläne für 1917 und deren Wandlung — Entwicklung der Kriegslage bis Sommer 1917 Aus tiefstem Herzensgründe erhofften die Völker der Mittelmächte vom Kriegs¬ jahre 1917 die, wenn nicht glückliche, so doch leidliche Beendigung des großen Ringens. Diesem Wunsche die Berechtigung abzusprechen, war schon in Ansehung der bisher ertragenen körperlichen und seelischen Leiden, der schweren Opfer und der durch die teuflische Hungerblockade gegen Greise, Frauen und Kinder aufge¬ zwungenen Entbehrungen nicht angängig. Bedeutete schon das Hinscheiden des greisen Kaisers Franz Joseph, der Deutschland ein unbedingt zuverlässiger Ver¬ bündeter und dessen legendäre Gestalt das letzte, die Völker des Habsburgerreiches verknüpfende Band gewesen war, ein schmerzliches und außenpolitisch schädliches Geschehnis, so steigerte sich die Gefahr seit Dezember 1916, als der leidenschaftliche, verschlagene, tatkräftige und rücksichtslose Lloyd George das britische Staatsruder führte. Außerdem hatten die Londoner Verträge und Pakte die Mächte der Entente auf Gedeih und Verderb fest aneinandergeschmiedet. Zwang, Drohung und eine ebenso glänzend geleitete, wie skrupellose und verlogene Propaganda trugen den Ententestaaten, im Gegensatze zu den Zentralmächten, die moralische und materielle Unterstützung nahezu der gesamten Welt ein. Der Wunsch der Völker der Mittelmächte nach einem erträglichen Abschlüsse des Krieges war auch nach der strategischen Seite hin verständlich. Denn das Jahr 1917 barg das letzte Gnadengeschenk, einen befriedigenden Abschluß des ungleichen militärischen Ringens. Zunächst schien sich hiefür keinerlei Aussicht zu bieten. Denn die verbündeten Heere hatte das Jahr 1916 in derartigem Maße beansprucht, daß alle Anzeichen für die Unmöglichkeit einer entscheidungbringenden Offensive sowohl im Westen wie auch im Osten zu sprechen schienen. In der Abwehr des an sämtlichen Fronten zu erwartenden neuen gewaltigen Ansturms der Ententeheere schien das Äußerste an Leistungen im Jahre 1917 zu liegen, war doch nicht allein dem französischen Heere durch die Zuführung starker schwarzer Truppen ein schwer ins Gewicht fallender Kraftzuschuß zugekommen, sondern war nunmehr auch nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht Großbritanniens Heer zu einem machtgebietenden, dem französischen nahezu ebenbürtigen kriegstüchtigen Millionenheer heran¬ gewachsen. Österreich-Ungarns von nie versiegendem Angrifssgeiste beseelter Herrführer, FM. Frh. v. Conrad, erblickte im nahenden Frühjahre die entscheidende Wende im Kriegsgeschehen. In einer um den 10. Jänner 1917 bereits im neuen Hauptquartier zu Baden bei Wien verfaßten Denkschrift verurteilte er ein Abwarten der zweifellos bevor¬ stehenden Ententeofsensive und sprach sich eindeutig für jene einzige Lösung aus, 149