vereinigen, wurde auf eigene Faust Krieg geführt. Die ganze Tragik des Wesens aller Koalitionskriege fand hierin Ausdruck. Verdun und Afiago wurden zur Geburtsstätte des Verhängnisses von Luek, der Schrecken der Matevialschlacht an der Somme und des Verlustes der Stadt Görz in der sechsten Jsonzoschlacht. Um Mitte Augusts waren wohl die Fronten des Habsburgerreiches einiger¬ maßen zur Ruhe gekommen, allein dunkle Gewitterwolken ballten sich zu einer Entladung über den Grenzbergen Siebenbürgens zusammen. Rumänien, seit mehr als vier Jahrzehnten im Bunde mit den Mittelmächten, hoffte aus leicht zu erringende Siegesbeute und trat aus die Seite der Ententemächte. Der Eintritt Rumäniens in den Krieg auf Seiten der Entente und die furchtbar ernste Lage im Sommer 1916 gaben Kaiser Wilhelm Veranlassung, am 29. August dem längst von allen Seiten in Heer und Volk gehegten Wunsche endlich zu willfahren. Er berief GFM. v. Hindenburg auf Falkenhayns Stelle und stellte ihm als ersten Generalquartiermeister General v. Ludendorss zur Seite — diesen fortan mit dem Rechte und mit den Pflichten der vollen Mitverantwortung an den militärischen Operationen1 2 3. In ernster Stunde wurde die durch diese beiden Männer verkörperte „Dritte Heeresleitung" ans Steuer gestellt. An den vier wichtigsten Fronten drohte am Augustende den Mittelmächten der große Durchbruch und Einbruch: im Westen an der Somme, im Osten bei Lemberg, an der siebenbürgischen Grenze bei Hermannstadt und in Italien am Isonzo. Allein, noch standen die Heere der Verbündeten tief in Feindesland, heimatlicher Boden war nur in sehr beschränktem Maße vom Feinde betreten. Nirgends war wirklich Unentbehrliches und Unersetzliches verloren. Gemeinsam mit den anderen Verbündeten vermochten die Zentralmächte das „Wunder" in Siebenbürgen und in Novdbulgarien in überraschend kurzer Zeit zu vollbringen und Rumänien auf die Knie zu zwingen. Um Neujahr sah sich Rumäniens Heer in den schmalen Streifen der Moldau abgedrängt. Siebenbürgen, das Land der Sehnsucht, lag verschlossen. Am letzten Augusttage hatte der Moskowiter in Wolhynien und in Ostgalizien zu einem neuen Schlage ausgeholt. Aber der erwartete Durchbruch beiderseits des Dniesterstroms blieb diesmal Brustilow versagt. Zudem galt es, die wankende rumänische Front zu stützen; Korps um Korps mußte der Russe zum Einsätze bringen, um an der Serethmündung nun auch Südrußland gegen den Zugriff des Feindes zu verteidigen. „So waren die letzten großen Taten, die der russische Muschik, angefeuert von seinen Popen und wohl auch schon durch Gewaltmittel aller Art gezwungen, dem Zaren zum Opfer brachte, von bitterster Enttäuschung gefolgt, die sich tief in die längst von schweren Fiebern gerüttelte russische Seele eingraben solltet" An der Isonzofront hatte Cwdorna in drei kurzen, scharfen Schlägen (7., 8. und 9. Jsonzoschlacht), die vornehmlich gegen den Nordteil der Karsthochfläche gerichtet waren, eine Einbuchtung der öst.-ung. Front von 8 km Breite und 4 km Tiefe erzielt: ein Erfolg, der in einem Mißverhältnisse zu dem ungehemmten Verbrauche 1 Der hochgespannten Lage um die Monatswende Juli-August 1916 wurde in einem früheren Abschnitte gedacht. 2 Diese General r>. Ludendorff gegebene Zusicherung wurde aber während des ganzen Krieges geheimgehalten. 3 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, V., 711. 146