Soldaten um das bescheidene Weihnachtsgrün, konnten sich aber der heimatlichen Liebesgaben noch nicht erfreuen, die der rauhe Wintevgeselle nicht an die Front gelangen ließ. Aber schon in den nächsten Tagen waren die Wünsche erfüllt. Auch der Heeresgruppenkommandant, FM. Erzherzog Eugen, gedachte seiner Soldaten durch Widmung seines Bildes, das jeder Offizier und jeder Mann am 28. Dezember empfing. Am 29. wurde die 2./XXV. MaKomp. aufgeteilt; sie zählte nur 3 Offiziere und 29.12. 107 Mann. Die Plänklerstände der drei Bataillone betrugen am Jahresende: L Baon. 521, II. Baon. 498, IV. Baon. 514, insgesamt 1533; sie wiesen gegenüber dem Plänklerstande vom 13. Oktober einen Rückgang von 287 Mann aus, eine Folge der schweren Wetterunbilden. Den nördlichen, bis an den Grenzkamm stehenden Nachbarn des Regimentes, die von der Wetterkatastrophe am schwersten betroffen waren, brachte der 26. Dezember als schönste Christbescherung die Nachricht von der bevorstehenden Retablierung im Raume Levico—Pergine. Um die Jahreswende begannen die Ablösungen. Die 27er erhielten statt der 17er das Dalmatiner IR. 22 zu Nachbarn, an die Stelle der 7er-Jäger trat das FIB. 23. Das eindruckvollste Weihnachtsgeschenk hatte jedoch Kaiser Karl seinen Kriegs¬ leuten gegeben; es waren die Friedensverheißungen nachstehenden Armeebefehles: „An meine Soldaten der Armee und Flotte! Gottes gnädige Hilfe, eure und unserer treuen Verbündeten Tapferkeit und Ausdauer haben eine Lage geschaffen, die unseren endgültigen Sieg nicht mehr zweifelhaft erscheinen läßt. In dem Bestreben, den in schwerer Zeit mannhaft ausharrenden Völkern die Segnungen des Friedens wiederzugeben, haben Ich und Meine erlauchten Bundesgenossen einen Versuch zur Herbeiführung eines ehrenvollen Friedens unternommen. Ich bete zum Allmächtigen, er möge diesen Schritt mit seinem Segen geleiten. Ich bin aber auch sicher, ihr werdet mit gleichem Heldenmut weiterkämpfen, bis der Friede geschlossen oder ihr den Feind entscheidend geschlagen habt. Karl." Fanes—Travenanzes—Gottres Skizzen 15, 16 Die Dolomitenfront 27er sollten nun auch in die Dolomiten einziehen: in das Wunderreich himmel¬ anstrebender glatter Felstürme, öder Schuttkare über grünen Almböden, wo nicht wie in den heimatlichen Bergen tosendes Leben durch die Tiefe wallt. In dieses Reich der Bergschönheit mit seinen schleierumzogenen Gralsburgen hatte längst der Krieg seinen Eisentritt gelenkt. Er hatte schon ein Jahrzehnt vorher auch im Grenz- land der Dolomiten Vorschau gehalten und der herben Landschast der Dolomiten¬ täler durch Anlage von Sperren ein strengeres, militärisches Gepräge verliehen. So kündigte sich schon dazumal in diesem Stück Erde, dessen Name Träume von Klettersahrten erschließt, die neue Zeit an. Der Raum, in dem sich seit Kriegsbeginn die Kämpfe an dieser trotzigen Zyklopenfront abspielten, war im Verhältnisse nicht groß. Nur die einzigartige Bergwelt mit ihren steil aufgerichteten, bizarren Kalkgipfeln, dieses stumme Gedicht der Vergänglichkeit, gestaltete hier eine Vielzahl von Kampfplätzen. Zersplitterung der Kräfte auf Seiten des Angreifers, wie nicht minder schier unvorstellbare s 129