Die Kriegslage der Mittelmächte um die Monats¬ wende Juli-August 1916 Mit der Einstellung des Angriffsunternehmens im Fleimstal war die Gegen¬ offensive abgeschlossen, die Cadorna mit großen Hoffnungen begonnen hatte, als ihm die öst.-ung. Führung unter dem Drucke der Ereignisse an der russischen Front die Initiative überlassen mußte. Die Einbußen des italienischen Heeres in den Kämpfen seit Mitte Mai betrugen: 788 Ossiziere und 14.665 Mann an Toten, 2844 Offiziere und 73.798 Mann an Verwundeten, 1045 Offiziere und 54.590 Mann, von denen sich der größte Teil in öst.-ung. Gefangenenlagern befanden, an Ver¬ mißten *. All dieser errungenen Erfolge vermochten die tapferen Vaterlandsverteidiger an der Südwestfront nicht recht froh zu werden. Noch lag der rauhe Ausklang der Südtiroler Offensive gleich einem aufwühlenden Traume hinter ihnen. Mochte die Frühjahrsoffensive 1916 an Glanz und Größe auch durch den Sieg von Karfreit im Herbste 1917 in den Schatten gestellt sein, so entbehrte der kühne, wenige > Wochen zurückliegende Versuch nicht des heroischen Zuges. Denn vor die berg¬ gewohnten Kämpfer hatte sich eine fast unerschöpfliche Kette von Hindernissen gelegt. Eine Schlachtbühne von schier gigantischen Maßen galt es zu überschreiten, um des Ringens Endziel, die winkende Ebene, zu gewinnen. Trotz Vergeblichkeit der Opfer standen die dramatischen Vorgänge auf dieser gewaltigen Bühne im Zeichen eines Heldentums von zeitloser Größe. Die Katastrophe von Luck hatte aber dem Feinde im Südwesten zweifelsohne nicht gering zu schätzenden Vorteil eingetragen. Fünf Isonzoschlachten mit ihren bescheidenen Teilerfolgen hatten Gras Cadorna zur Erkenntnis geführt, daß nur aus dem opferreichen Umwege einer Kette von Materialschlachten die allmähliche Erschöpfung des Gegners zu erreichen wäre. Bisher gab es nur einen Amboß, aus dem die ganze Wucht materiellen Übergewichtes niederhämmern konnte: die Karstsront. Nunmehr war zwischen Etsch und Brenta eine neue Front erstanden. In ihr verankert lag die Hoffnung der Verteidiger, dereinst erfüllt zu sehen, was 1916 versagt blieb. Nun langte das Häuflein heimattreuer Männer des ersten Kriegs¬ jahres bei weitem nicht, die Südtiroler Bastion in ihrer neuen Gestaltung vor Erschütterung zu wahren. Die vormals schmale Kriegsbühne hatte sich zu einem Amphitheater geweitet mit seinem mächtigen, von der Zugna über den Pasubio, Cimone, Zebio, Forno zum Eivaron führenden Bogen. Sie fesselte in den nächsten beiden Kriegsjahren des Heeres beste Regimenter, die den eroberten Boden im erbitterten Ringen verteidigen mußten und für die Verwendung an anderen Fronten ausgeschaltet waren. Bedrohte andererseits diese Bergsront das Ausfalls¬ tor in die Ebene, so verfügte der Feind über ein Übermaß an Menschenkräften und über die schier unerschöpflichen Rüstungswerkstätten Englands, Frankreichs und Amerikas. War nun in den Sieben Gemeinden und im Suganatal wohl endlich mehr Ruhe eingezogen, so züngelten im Friaul wieder Flammen auf, und es fehlte nicht an Anzeichen eines neuerlichen Ansturms gegen die Ifonzofront. 1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 692. 108