ließ sich mit dem ersten Angriffe des HI. Korps am 20. Mai nicht vergleichen. Damals war die Front schmal, der Feind leichter faßbar gewesen, die ganze Front konnte durch die Artillerie gleichzeitig eingedeckt werden. Diesmal waren die zum großen Teile im bewaldeten Karste verborgenen feindlichen Stellungen kaum zu erkennen. Ein Begleitseuer der Artillerie war nicht zu erzielen. Die verfügbare Munitionsmenge betrug nur einen Bruchteil der in den ersten Schlachttagen vor¬ handenen reichlichen Fülle. Auch war die Infanterie des l. Korps nicht so schlag¬ kräftig wie die alpenländische Mannschaft des III. Korps1. Nichtsdestoweniger war Erzherzog Eugen entschlossen, den Durchbruch bei Asiago neuerlich zu versuchen. Es bestand am 16. Juni trotz der schon beschränkten Mittel noch die Zuversicht aus eine erfolgreiche Fortsetzung der Kriegshandlung sowohl bei der 3. Armee als auch bei der 11. Armee. Da traf um 6.30 Uhr abends in Bozen der Befehl der Heeresleitung ein, der die Abgabe von zwei weiteren Divisionen und den Übergang in die Verteidigung anordnete. Damit fand die großangelegte Offensive gegen Italien ein vorzeitiges Ende. Der Rückzug in eine verkürzte Verteidigungslinie wurde eingeleitet. Ohne Überhebung konnte GO. Erz¬ herzog Eugen den siegreichen Truppen verkünden: „Ihr habt in wenigen Wochen eine Reihe starker, seit Monaten ausgebauter Stellungen genommen, mitsamt den mächtigen Panzerwerken, aus die sie sich stützten, und seid weit hineingedrungen in Feindesland. Mehr als 47.000 Gefangene •— darunter fast 1000 Offiziere —, 318 Geschütze, 191 Maschinengewehre und eine reiche Beute an Kriegsmaterial geben Zeugnis von euren Siegen! Eben als ihr euch anschicktet, nach kurzer Vorbereitungszeit einen neuen Schlag zu führen, der die letzten feindlichen Stellungen im Gebirge zertrümmern und den Weg in die Ebene vollends freimachen sollte — da mutzte ich euch schweren Herzens Halt gebieten. Die zahlreichen Truppen, die der Feind in größter Eile von allerwärts gegen euch herangeholt, sie hätten euren Siegeslauf nicht gehemmt. Höhere Rücksichten verlangten von uns dieses Opfer, damit an anderer Stelle die Grenzen unseres großen Vaterlandes bester geschützt werden könnend" Abwehrkämpfe im Melettagebiete und am Grenzkamme (9. bis 24. Iuni 1916) Skizzen 7, 9 Für das Regiment hatten der 7. und 8. Juni die letzten Angriffsaktionen gebracht. Wer hätte geahnt, daß nahezu einundeinhalb Fahre verstreichen sollten, bis es für das Regiment wieder ein „Vorwärts" gab! Mit diesen Tagen nahm eine Zeitperiode ihren Anfang, die das Regiment in Fesseln schlug, in der es im öden Stellungskriege erstarrte. Den ersten bitteren Vorgeschmack erlebte es noch im eroberten Gebiete. Das mochte noch erträglich sein, war ja mit „Meletta-Castelgomberto" die Erinnerung an eine Zeitspanne verknüpft, die im Drauflosgehen Ehre und Ruhm gebracht, wenn auch mit Opfern. So begann für das Regiment der sattsam bekannte, an die Nerven reißende Stellungskampf, nicht minder reich an Opfern. Auch das IV. Baon., das seit 7. Juni an Stelle des erkrankten Mjr. Righetti Hptm. Pfchorn führte, war am 7. abends bei der erst frühmorgens erreichten 1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 347. 2 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 348. 80