überwunden werden. Wer in ihren klaffenden Schlund geschaut, hielt sie für unbe- zwinglich. Allein letzten Endes obsiegten Wille und Kraft. Zuerst führte die An¬ stiegsroute durch die Schlucht, bis es wegen Steinschlaggefahr nicht mehr weiter¬ ging. Da entdeckte LstFch. Kienzl zur rechten Zeit ein außerhalb der Schlucht führendes Felsband, auf dem es nunmehr, unmittelbarer Sicht des Feindes ent¬ zogen, emporging. Unbehelligt vermochte die wackere Schar einen kleinen, von tiefen Spalten durchfurchten Felskopf zu erklimmen. Unmittelbar westlich des obersten Schluchtaustrittes gelegen, beherrschte dieser luftige Felsensöller völlig den Eintritt in die Italienerschlucht. 300 bis 400 Schritte entfernt, so ziemlich in gleicher Höhe, lag bie den Castelgombertoklotz in großem Bogen umspannende Felsstellung des Italieners. Völlig vermochte der Sattel Mt. Meletta—Mt. Castelgomberto beherrscht zu werden. Nur die jenseits ber Einsattelung aufragende Nordkuppe, die „Kleine Meletta", überhöhte die Felsenwacht an der Italienerschlucht. Zu einer entscheidenden Mitwirkung an dem vergeblichen Ringen der Angriffsgruppe zu¬ tiefst kam es am 5. Juni nicht mehr, da auch einfallende dichte Nebelschwaden die Sicht nahmen. Die kalten Schauer der klaren Iuninacht senkten sich auf die Streiter von IR. 27 und bh. 2, deren vereintem Streben, die Felsburgen des Feindes zu erklimmen, der vom 6. IDKmdo. mit Spannung erhoffte Erfolg versagt blieb. Einblick in die Schwierigkeiten und in die starken Hemmnisse des Ringens um die Entscheidung gewährt der telephonische Bericht des Gruppenkommandanten, Obstlt. Duic, an das 6. IDKmdo. vom 6. Juni, 7.30 Uhr früh: „Nach den Erfahrungen des gestrigen Tages, nach eigener Rekognoszierung und nach den Meldungen der Bataillonskommandanten beurteile ich die Situation für den Angriff folgend: Die Stellungen am Mt. Castelgomberto und am Mt. Meletta flankieren sich gegenseitig derart, daß ein Vorgehen gegen den einen, wenn nicht der andere niedergekämpft wird, mit riesigen Verlusten verbunden wäre, bei Flanken- und Rückenseuer. Die Stellungen selbst im Terrain sind derart stark, das Angriffsgelände ist für den Verteidiger derart günstig, daß ohne vollständige Niederkämpfung und Zerstörung dieser Stellungen selbst der schneidigste Infan¬ terieangriff keine Aussicht aus Erfolg hat. Ausführbar scheint der Angriff mit unseren artilleristischen Mitteln nur über die Felskuppe östlich 1559, wo ich sechs Kompagnien bh. 21 eingesetzt habe. Diese Kompagnien hätten vielleicht gestern reüssiert und Mt. Meletta genommen, wenn sie nicht durch eigenes Artilleriefeuer starke Verluste erlitten hätten. Gerade zum Sturm formiert, fielen zwei 30er in unmittelbarer Nähe ein; zwei 15er-Aufschläge habe ich in dieser Abteilung beobachtet, und mehrere sonstige Treffer der eigenen Artillerie meldet mir der Kommandant dieser Gruppe, Hptm. Glogovae. Dadurch sind die Kompagnien stark erschüttert worden. Dazu kam noch, daß — während sich die einzelnen Abteilungen in der allernächsten Distanz des feindlichen Grabens befanden — einige Kurzschüsse der eigenen Artillerie sie trafen, wie mir heute Hptm. Glogovae meldete. Die feindlichen Flankierungs¬ anlagen und Gräben waren beim Sturme vollständig intakt. Wenn die Artillerie gut vorar¬ beitet und präzise schießt, so kann der Sturm gelingen. Da aber die beiden Bataillone 27 nicht mitwirken können, ist es mir notwendig, daß eine intakte Gruppe dem Hptm. Glogovae folgt, um Gegenangriffe abzuwehren und die notwendigen weiteren Aktionen nach Süd und Nord durchzuführen. Da aber die eigene Artillerie die feindliche Artillerie, wie sie das gestern gezeigt hat, nicht niederhalten kann, muß man sich nach der Einnahme der Stellung auf riesige Verluste gefaßt machen und auf die Möglichkeit eines Rückschlages. Ich halte die artilleristischen Mittel für diese Aufgabe für völlig unzureichend. Gegenwärtig stehen noch zur Verfügung zwei Kompagnien der Brigadereserve, d. i. das halbe IV/27, das bei meinem Standpunkte östlich Mga. Slapeur steht, doch riesig stark herabgekommen ist." Richtung Nord scheinbar feindliches Artilleriefeuer gegen rechten Flügel Haller und gegen 11/27. Möglich aber auch eigene Mörser." Bedauerlicherweise handelte es sich tatsächlich um eigenes Mörserfeuer. 1 Den vier Kompagnien von III/bh. 2 waren gegen Abend noch zwei Kompagnien des IV/bh. 2 gefolgt. 67