Runde stehender Karstberge, übersät. Gelblicher Kalkstein mit spärlichem Wacholder¬ strauch als einzigem Schmucke oder nacktes, grauschwarzes Schiefergestein. Starre, Stein gewordene Einsamkeit auch hier. Die Val di Campo Mulo setzt einem so gearteten Bergmassiv an dessen West- flanke die Grenze, die im Süden von Gallio über Ronchi nördlich Foza nordostwärts zur Dal Gadena verläuft, deren tiefschürfende Furche die von Titanenfäusten in Riesentrümmer zerschlagene Karsthochplatte im Osten bogenförmig umspannt. Eine selsdurchzogene, schüttere Waldzone, die rachelreichen nördlichen Steilhänge bis an die Val di Ronchetto heranschiebend, schließt das Massiv gegen Norden ab. Steile, in den tieferen Lagen bewaldete, von Felsbändern durchzogene Hänge führen aus der Val di Campo Mulo zum langgestreckten Hochrücken des Meletta di Gallio, dessen nördliche, mit dem bewaldeten Mt. Sbarbatal (1667 m) zusammen¬ hängende Bastion — der Mt. Meletta di Gallio (1674 in) — gegen Südost zur steinumbetteten Cra. Meletta di dietro (1634 in) abdacht. Hier setzt der mächtige, verkarstete Rücken an, der sich zu 1732 in Höhe erhebt und die Cra. Meletta di Gallio trägt, von der er südwärts breit ausladend zur Frenzelaschlucht absinkt. Sein südwestlicher Ausläufer gegen Gallio ist der Mt. Zomo (1263 in). Von Osten her brandet eine Gesteinsslut aus der an die zweihundert Meter tiefer gelegenen Val di Miela heran, die gegen Süden in die Mielatrümmerschlucht abstürzt. Jenseits der zu Stein gewordenen Dal di Miela türmt sich das Herzstück des Melettastockes, der Mt. Meletta, von den Italienern Mt. Fior genannt1. Einem weit im Westen stehenden Beschauer erscheint er als mächtiger, schwach eingesattelter Tafelberg mit zerrissener, felsgepanzerter Westflanke. Aus etwa achthundert Schritte gegen Nordwest vorgelagert, durch eine Einsattelung vom Hauptstocke geschieden, liegt die scharf ausgeprägte Vorkuppe, als „Nase" bezeichnet. Aus der Satteltiefe baut sich der Melettarücken in zwei Stufen aus. Der Nordhang steigt zur „Nord¬ kuppe", auch „Kleine Meletta" genannt, an; er bildet die erste Stufe. Zur zweiten, die kulminierende schmale Platte — bezeichnet mit „Trigonometer 1824" — ein¬ schließenden Stufe leitet von der Nordkuppe ein mählich ansteigender Ansatz über, der nicht etwa in einer ausgesprochenen Kuppe gipfelt, sondern sich in einem plateauartigen Flachteil verliert, von der Nordkuppe (Kleine Meletta) etwa neun¬ hundert Schritte entfernt. Gegen Süd findet der Zentralpfeiler des ganzen Berg¬ massivs in einem kipfelförmigen Ausläufer, die „Kipfelkuppe" genannt, seinen Höhenabschluß. Dann folgt ein jäher Absturz in wild zerrissenen Wänden gegen Miela- und Frenzelaschlucht, die dem von Süden her — etwa vom Mt. di Val Bella — erschauten Berge ein trotziges Aussehen von grandioser Wucht verleihen. Durch einen zur Cra. Meletta (1627 m) pfeilenden Hohlriß getrennt, erhebt sich der östliche höchste Nachbar des Mt. Meletta, der 1788 m hohe Mt. Miela. Zwischen Val Vecchia und Val Gadena liegen die beiden östlichen Außenseiter des ganzen Bergmassivs, Mt. Tondarecar (1668 m) und Mt. Badelecche (1464 m). Dem Mt. Meletta nördlich vorgelagert erhebt sich aus der Val di Ronchetto der felsige, verwitterte Querriegel des Mt. Castelgomberto (1778 m), ein fester Abwehrschirm, der von Westen her über die Einsattelung zwischen Nordkuppe und ' Die Italiener nennen das Bergmassiv kurzweg „Le Melette“, was etwa „die Kuppeln" der Hochfläche bedeuten mag. Der in den österreichischen Karten als Mt. Meletta bezeichnete Hauptgipfel führt in den italienischen Karten den Namen Mt. Fior (Österreich-Ungarns Letzter Krieg, VI., 681, Anmerkung). 42