Die 12. IBrig. hatte schon am 27. abends den Mt. Dorole und den ganzen bewaldeten Bergrücken, der zum Mt. Interrotto abfällt, sowie die Straßensperre Val d'Assa in Besitz genommen. Sie ging nun gegen den Ort Lamporovere und den Mt. Katze vor. Auch gegenüber der 18. IBrig. und der Gruppe Schönburg war der Feind zurückgegangen. In breiter Front rückten die Truppen des Nordflügels ostwärts vor. Man gewärtigte, den Feind in einer neuen Linie unweit der ver¬ lassenen Stellungen wieder anzutreffen. Am 28. nachmittags gab es beim Korps¬ kommando eine zweite erfreuliche Überraschung: die Assaschlucht war bei Canove von Teilen der 28. ID. überschritten worden. Noch in der vorhergehenden Nacht hatten Patrouillen der 56. IBrig. nirgends über den Talgrund zu dringen vermocht K Da löste ein schneidiger Unteroffizier die Spannung. Der Unterjäger Bauer des FIB. 11 überschritt am 28. früh mit acht Mann die Assaschlucht auf dem nach Canove führenden, südlich der gesprengten Brücke liegenden alten Fahrweg. Er drang in die feindliche Stellung ein, veranlaßte das Nachrücken von Verstär¬ kungen — und die gefürchtete Assaschlucht war bezwungen, die angebliche Feindes¬ masse bei Asiago—Gallio unschädlich gemacht. Die goldene TM. war der verdiente Lohn für diese schöne Tat, die bewies, daß einem geschlagenen Feinde gegenüber auch im schwierigsten Gebirge kühnes Zugreifen mehr Erfolg bringt als klügste Vorsicht* 2. Am Abende des 28. stand die nachgerückte 56. IBrig. in einem flachen Bogen um Canove» eine Kompagnie in Asiago. Der Erfolg der 66. IBrig. bei Canove brachte am 29. neuen Gewinn. 47er 29.5. erzwangen nach beschwerlichem nächtlichem Ausstiege von Pedescala aus in zahl¬ reichen Einzelkämpfen den Austritt auf die Hochfläche der Punta Covbin, deren stark ausgebautes, kaum verteidigtes Panzerwerk um 5 Uhr nachmittags dem FIB. 24 in die Hände siel. Für die verhältnismäßig leichte Besitznahme der Südseite der Assaschlucht wurde zunächst keine rechte Erklärung gefunden. Der Rückzug der Italiener war auf Anordnung des Gen. Lequio erfolgt. Der Befehl wurde wahrscheinlich am 26. Mai gegeben. Nach der schweren Niederlage der 34. ID. bei Vezzena wirkte der schnelle Verlust des Hochgebirgsstockes Cm. Dodici—Mt. Kempel—Mt. Meata auf die italienische Führung niederschmetternd. Zu spät kamen die Brigaden des XIV. Korps aus die Hochfläche der Sieben Gemeinden. Die Brigade Alessandria wurde in den Rückzug der 34. ID. mitgerissen. Weitere vier Brigaden, die zu Fuß und in Kraftwagen heranhasteten, sollten zunächst am Slldrande des Beckens von Asiago nebeneinander aufmarschieren. Durch die Räumung der Linie Mt. Interrotto— Mt. Mosciach—Mt. Zebio—Mt. Zingarella seitens der Italiener war auf der Hoch¬ fläche der Sieben Gemeinden ein neuerlicher Raumgewinn zu verzeichnen. Im Raum nördlich des Beckens von Asiago bis zum Suganatal blieben zunächst nur einige Alpini- und Bersaglieribataillone sowie Teile der Brigade Lombardia, die in einer Stellung auf dem Höhenrand westlich der Bal di Campo Mulo und in der Gegend von Marcesina neuen Halt gewinnen sollten». 1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 314. 2 G. d. I. Alfred Krauß, „Die Offensive in Südtirol 1916", in Schwarte, Band V, 220. 2 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 315, 316. 31