85 beweisbar, unwägbar, aber auch unbestreitbar, genau wie das Vertrauen der Führer auf den Sieg, wie ein Schwanken in der Seele des Feldherrn. Die Anforderungen, die in dieser Zeit an die Truppen hatten gestellt werden müssen, konnten von ihnen nur mit äußerster Willens- kraft, mit jener der deutschen Armee von 1914 eigenen Pflichttreue erfüllt werden, umso mehr, als auch der Gesundheitszustand während dieser Herbstwochen ein recht mäßiger war und blieb. Nur rücksichtsloses Ein- setzen der Führer und treueste Hingabe der Mannschaft konnten die Losung der gestellten Aufgaben ermöglichen. Das ständige schwere Ar- tillerieseuer, das ständige Schanzen und Graben, die ständige Alarm- bereitschast ermüdeten die seelischen und körperlichen Kräfte im gleichen Maße, erschütterten das Nervensystem. Die Infanterie hatte die erhoffte Entlastung durch die eigene Artillerie — ohne deren Schuld, das fei aus- drücklich wiederholt — nicht inuner gefunden, trotzdem blieb sie ständig im Vorschreiten. Das war ein glänzender Beweis für den sie beseelenden An- grisssgeist, für ihre Disziplin und Ausbildung, für die Güte ihrer Friedensschulung. Gar nicht abschätzbar und niemals im Verlaufe des Krieges wieder zu ersetzen waren aber die Verluste an Kompagnie- sührern, an aktiven Offizieren, an Unteroffizieren und militärisch voll¬ kommen ausgebildeten Mannschaften. Die Blüte der bayerischen Armee lag auf den Gefechtsfeldern vor Nancy oder mußte nun durch Wochen und Monate die erlittenen Wunden pflegen. Sehr groß war endlich auch der Verlust an Vertrauen auf die obere Führung, den die Armee in dieser Zeit erlitt. Auch die beste Truppe kann derartige Erschütterungen nicht ertragen, ohne wenigstens vorübergehend Schaden zu nehmen. Es be- durfte der unausgesetzten und hingebenden Tätigkeit der Führer aller Grade, um die Erinnerung an die Tage vor dem Mont Eouronnö, an den freiwilligen Rückzug von Nancy im Geiste der Truppe allmählich verschwinden zu lassen. Besser als jede Belehrung wirkte das Beispiel der Offiziere, beim III. Armeekorps vor allem aber die unmittelbar an- schließenden an und auf den Eötes Lorraines errungenen Erfolge, von denen im zweiten Teil dieser Schrift die Rede sein wird.