6 Einführung. Paris, denn ohne Optimismus und Illusionen ist nun einmal das Kriegs- leben undenkbar. „Wir sind vollkommen zur Marschiermaschine geworden," schreibt ein Mitkämpfer und gibt mit diesen Worten der allgemein herrschenden Stimmung Ausdruck. Fast 600 km war das Korps vom Rhein über Brüssel und Amiens ohne größeres Gefecht, aber auch ohne jeden Ruhe- tag, herangehastet. Deshalb schimpfte man auf die rücksichtslose höhere Führung, zu der man aber im übrigen ein unbegrenztes Vertrauen hatte. Heute morgen war man gar aus der Karte 1:80 000 „heraus- marschiert"*). Dem niederen Truppenführer war somit nun auch die Gelegenheit genommen, sich von der weiteren Vorbewegung ein Bild zu machen, denn Karten großen Maßstabes waren nur in geringem Um- fang vorhanden. Nach etwa 20 km Marsch schlössen die Kolonnen des Korps auf, um Essen auszugeben und Vorbereitungen zum Biwak zu treffen, die 7. Ref.- Div. bei Marcilly—Barcy, die 22. bei Barcy—Chambry. Die unter dem Fehlen von Feldküchen schwer leidenden berittenen Waffen sahen sich schon seit Wochen zum erstenmal ordnungsgemäß abkochen. Aber es sollte wieder einmal ganz anders kommen! Die Marschkurve der deutschen 1. Armee war nach der Schlacht bei Möns zunächst über Cambrai—Psronne gegen die untere Seine w e st - l i ch von Paris gelaufen. Nach der Schlacht von St. Quentin hatte in- dessen der gesamte deutsche rechte Heeresflügel die Richtung mehr nach Süden genommen, wobei die 1. Armee, die allmählich in eine Vorwärts- staffelung von einem Tagemarsch zur 2. gekommen war, mit ihrem westlichen Flügel auf die Nord oft front von Paris marschierte. Am Abend des 2. September war die Linie Creil—Senlis—Nanteuil- le Haudouin—la FertS-Milon erreicht worden. Aber auch diese Rich- tung wurde schon nach kurzer Zeit wieder verlassen, nachdem in der Nacht vom 2./3. September dem Armee-Oberkommando folgende Wer- sung der Obersten Heeresleitung zugegangen war (vgl. Band 22, S. 11): *)Die allen Truppen bei der Mobilmachung überwiesene Karte vom nord- östlichen Frankreich: 1:80 000 (Gruppe I) endete nördlich und östlich Paris so, daß zum Gebiete südlich der Linie la Chapelle-en Serval—Nanteuil-le .naudouin —Mareuil-sur Ourcq—Sommelans—Beuvardes und westlich der Orte Verneuil (Marne), Chantemerle (südwestlich SSzanne) die Gruppe II nötig war. Diese war aber bei dem schnellen Vormarsch noch nicht nachgeliefert worden. Aus diesem Kartenmangel erwuchsen naturgemäß im Verlaufe der Schlacht bis»eilen außerordentliche Schwierigkeiten.