82 Das Ringen des X. 2lü. am 7. September denen die zurückgehenden Kolonnen im fahlen Mondschein vorbei- marschierten. Wieder mußte die Truppe die Nachtruhe opfern, wieder traf es die 2v.Jnf.Div. am ungünstigsten, für welche dieser Marsch bereits die zweite durchmarschierte Nacht bei fast gänzlich fehlender Verpflegung bedeutete: zudem hatte sie wieder die weitesten Wege zurückzulegen. Ganz besonders schwer hatten es die M.G.Schützen der Regimenter 79 und 164, die ihr schweres Gerät bis hinter St. Prix tragen mußten. Lt. d. R. G e h r i n g, 3./164, der mit dem I. Batl. von Oyes über Soizy nach St. Prix rückte, schreibt: „Ich hätte für diesen einen Nachtmarsch lieber vier Tag« gefochten. Wir zogen zunächst über Feld, ein Granatloch neben dem andern: viele Blind- gänger lagen umher. Es wurde vermieden, diese zu berühren. Aber man sah nicht immer vor die Füße: so stolperten wir über manchen Blindgänger, ohne daß etwas passiert wäre. Im Walde waren Spuren des Kampfes zu bemerken. Ein anderes Regiment stieß hier zu uns, derweilen wir trotz Kälte apathisch im Chausseegraben lagen. „Auf!" — „Weiter!" Jetzt fiel uns das Gehen noch einmal so schwer. An der Straße von Sezanne nach St. Prix hatte der Kampf schrecklich getobt, die Bäume waren zerschossen. Zwischen Ästen, kleinen Erd- auswürfen lagen viele brave Tote mit gelben, schmutzigen Gesichtern. Stumpf- sinnig zogen wir vorbei, die Strapazen hatten uns den letzten Rest von Mit- gefühl hinweggefegt. Mechanisch setzte man Fuß vor Fuß, ohne zu denken und zu sprechen. Dann hieß es plötzlich Halt und Rast! Was waren die Leute glücklich. Obgleich uns der Schweiß vom Körper herunterlief, warfen wir uns auf die kühle Erde und schliefen sofort." Die Auffassung des Generals v. E m m i ch sowie der Offiziere und Mannschaften seines Korps, daß das Zurückgehen unnötig und keines- falls durch das Verhalten des Gegners vor der Front bedingt war, war nur zu berechtigt. Sowohl die Marokkanische Division, als auch die franzö- fische 42. Ins.Div. hatten schwerste Verluste gehabt und ihre Stellungen, die sie bis zum letzten Mann halten sollten, verloren. Als am späten Abend ein volles Regiment aus der Reserve des französischen IX. A.K. zur Unterstützung in der Gegend von Montgivroux eintraf, konnte auch dieses nichts mehr an der Lage ändern. Auch das Eingreifen von Teilen des franz. X. A.K. bei la Villeneuve vermochte nicht den geringsten Vorteil für die französischen Waffen zu erringen. Alle Reserven waren restlos eingesetzt, mit größter Besorgnis sahen die französischen Führer dem nächsten Tage entgegen. Der Entschluß des Generalobersten v. Bülow zur Zurücknahme des X. A.K. hinter den Petit Morin befreite den Gegner mit einem Schlage von ungeheurem Druck, ließ ihn frische