128 ihrer Führung und ihrer Truppen so sehr den Vorgängen der Material- schlacht an, daß sie nicht einen einzigen Schritt über die Erreichung ihres eng gesteckten räumlichen Zieles hinausgegangen wären, so oft sich ihnen bei der zahlenmäßigen Schwäche der deutschen Verteidigung auch Gelegenheit dazu bot. Es wäre reizvoll, zu untersuchen, welche Möglichkeiten sich an solchen Großkampftagen der Materialschlacht um die kritische Mittagsstunde einer Truppe geboten hätten, die mit der Sturmgewalt der ersten Kriegstage, aber mit den Erfahrungen der drei Kriegsjahre vorgestoßen wäre. Aber es scheint ein psychologisches Grundgesetz zu sein, daß die lang andauernde Materialschlacht den offensiven Gedanken erstickt. Die Phantasie gelangt mit ihren Vorstellungen nicht über das Trichterfeld hinaus, ^n das der Mensch durch ein grausames Schicksal mit allen Fasern seines Denkens und Fühlens gebannt ist. Es ist wie ein dumpfer Zwang, der Angreifer und Verteidiger immer auf die wenigen zer- trommelten, mit Leichen angefüllten paar Quadratkilometer Raum hin- starren läßt, ohne die er nicht bestehen zu können glaubt, und deren Besitz ihm aller noch so großen Opfer wert erscheint. * Keine Schlacht des Krieges war so blutig wie die Flandernschlacht, wenn man Dauer der Schlacht und Breite des Angriffsabschnitts berücksichtigt. Neben der ungeheuren Massierung von Artillerie und der zeitlichen Ausdehnung des Vorbereitungsfeuers trug zu diesem Umstand besonders die neue Beweglichkeit der Abwehrtaktik bei, der sich die Angriffstaktik wohl oder übel anpassen mußte. Der erste Angriff erzeugt den Gegenstoß der Bereitschaften, der Gegenstoß prallt mit dem zweiten Angriff zusammen. Der zweite Angriff wird in mehreren Wellen geführt. Er trifft auf das Vorgehen der Stellungsreserven, über den zweiten Angriff geht der dritte hinweg, abermals in mehreren Wellen. Ihm begegnen die Sicherheitsbesatzungen in der Artillerieschutzstellung. Der vierte Angriff stößt gegen die zum Gegenstoß vorgehenden Kompagnien der vorgeschobenen Teile der Ein- greifdivisionen. Einen halben Tag geht es so in verzettelten Kämpfen hin und her. Schon sind die Verbände stark vermischt. Die Artillerie ist ohne genaue Kenntnis über dem Verlauf der vorderen Linie. Das rasende Abriegelungsfeuer des Angreifers allein ist der einzige Aus- druck einer straffen Organisation. Aber auch die angreifende Infanterie ist längst ohne Zusammenhang damit.