68 Es bleibt keine Zeit, ihnen nachzutrauern und etwa den Gedanken zu spinnen, wie es wäre, wenn man selbst einmal, für einen einzigen Tag nur, einen lumpigen Tag, ein Dorf sehen dürfte, ein regelrechtes Dorf mit Häusern und roten Ziegeldächern. Nein, es ist dafür gesorgt, daß man nicht sentimentalen und romantischen Exzessen zur Beute wird . . . Nach wenigen Minuten schon pflanzt sich vorn aus dem Broen- bachgrund das flehende Tanzen der roten Leuchtkugeln fort, von Punkt zu Punkt durch den düsteren Wald eilend. Zu Hilfe! Sie ksmmen! Sperrfeuerl Kameraden, helft uns! Der Posten im Mantel pfeift einen schrillen Pfiff. Aus den Löchern steigen die Schatten herauf, springen an die Geschütze. In Hemdsärmeln die einen, in Röcken die anderen, so wie sie sich gerade zum Schlaf niedergelegt. Stimmen schallen gedämpft, die Verschlußstücke klappern. Scharfes Kommando in der Nacht. Viermal hintereinander ein langer Blitz, ein dumpfes Gebrüll. Immer noch tanzen flehend die roten Leuchtkugeln. Zweite Batteriesalve. Sperrfeuer jetzt. Abwechselnd flammen die vier Mäuler. Donner auf Donner kracht schaurig durch den nächtlichen Wald. Drüben das gleiche Schauspiel, und dort jetzt, und dort. Es sind die Nachbarbatterien. Nach zwei Minuten zittert der tote Wald in hundert gelben Licht- reslexen und die Donner der Sperrfeuersalven reihen sich aneinander zu einer brüllenden Kette. Nach abermals zwei Minuten erfüllt sich die Luft mit rauschenden, orgelnden Tönen. Rote Flammen sprühen, wilde Fontänen aus dunkel- gelben Funkenwirbeln steigen auf. Berstend splittern die schweren Ein- schlüge der feindlichen Artillerie. Und nun vermischt sich alles zu einer rasenden Orgie aus Lärm und Feuer. Schwarz abgezeichnet vor den glimmenden Flammen dieser Nacht hantieren die Schatten, die das tanzende rote Licht aus ihren Löchern gerufen. . . Armer Wald, armer Wald, wie oft wird man dich noch ver- fluchen. . .