46 Und wir müssen das alles mitansehen, als habe man uns zwanzig Minuten vor unserer Hinrichtung noch eine großartige Revue zugedacht, freundschaftliche Ermunterung für den Sprung ins Jenseits. Nach dem schwarz geschossenen Bunker darf man überhaupt nicht hinsehen. Es könnte einem übel werden bei dem Anblick. Der lange Adjutant hockt im Trichter und schreibt mechanisch eine Meldung auf seinen Block. Dann hört er auf. Es ist ja kompletter Unsinn, niemand kann sie nach hinten bringen. Außerdem käme sie viel zu spät. „Die Blinker!" schreit der Major durch den Lärm. Der Adjutant zuckt die Achseln und weist auf die niedrige Boden- welle im Rücken. Darüber kann kein Blinksignal springen. Plötzlich schlägt sich der Kommandeur vor den Kopf. „Brieftauben!" Der Adjutant springt auf. Der Brieftaubenträger ist längst gefallen. Die Tauben sind in einem Korb gewesen, der Korb war im Bunker. Der Adjutant schaut flüchtig nach dem Bunker, dann setzt er sich wieder. Das halb bekritzelte Meldeblatt liegt im Dreck . . . Bon Langemark her pfeifen die Maschinengewehrkugeln. Das deutsche Sperrfeuer, das bisher vorwärts am Steenbeek gelegen, wird zurückverlegt. Es bestreicht nun den Raum unmittelbar hinter dem Bunker. Einzelne Einschläge fallen unter die kleine Schar. Die Tommies drüben stecken ihre Rasen aus den Trichtern. Manche zeigen sich mit halbem Oberkörper. Man will die Deutschen auf die Probe stellen. Kein Schuß fällt vom Bunker her. Aber die Tommies haben ja Zeit. Der Kommandeur fletscht die Zähne vor ohnmächtiger Wut. Dann zieht er sein Etui, lacht rauh und zückt triumphierend eine Zigarre. Dann zeigt er dem Adjutanten das Etui. Es ist leer. Die letzte Zigarre dampft. -s- Allmächtiger Gott . . . wie ein Bote aus dem schon verlassenen Diesseits naht mit gedrosseltem Motor und weit gebreitetem grauen Flügelpaar ein deutscher Infanterieflieger. Die Eisernen Kreuze unter seinen Schwingen leuchten. Der Regen glitzert auf seinem metallenen Rumpf. Langsam zieht er in vierzig Meter Höhe über das Unglücksfeld.