37 Was soll man machen? Die einen setzen das unvollständige Früh- stück fort und kramen umständlich ihr Brot aus dem Brotbeutel. Andere schlafen noch ein bischen, denn sie haben robustere Gemüter, denen der gefräßige Schlachtlärm dort vorn nichts anhaben kann. Wieder andere hocken auf ihrem Tornister und dösen vor sich hin. Es ist ja auch kein Platz und keine Stunde, um seines Lebens recht froh zu werden. Vor einer Stunde, den Vorkommandos de? Eingreifdivision noch begegnend, sind die Bataillone des Gegenstoßregiments der vorn kämpfenden Division aus diesen Stellungen hier aufgebrochen. Es ist acht Uhr morgens. Jetzt werden sie schon mitten drin sein. Die nächsten sind wir. Hinter uns warten andere. Hinter denen abermals andere, die noch auf der Bahn sind. Hinter diesen noch andere, die irgendwo in einem ruhigen Etappenort Stoßtrupp üben und elastische Verteidigung nach dem neuen Rezept: vorn dünn und hinten dick. Alle kommen an die Reihe. Der Kommandeur zieht die erste Zigarre aus der Ledertasche. Die beiden Vormarschzigarren sind verpafft. Er berechnet im Stillen seine Tageseinteilung, die nach Zigarren zählt, und zeigt sin besorgtes Ge° ficht. Die Trommelei dort vorn und der frühe Einsatz der Stoßregl- menter machen durchaus nicht den Eindruck, als ob der Zigarrennach- schnb gesichert fei. Der Houthulster Wald wird immer verrückter. Es ist klar, daß die deutschen Batterien alle im Sperrfeuer liegen, seit Stunden nun schon. Eine ganz große Sache ist also im Gange, d i e große Sache. Links neben der Bereitschaftsstellung krachen in regelmäßigen Ab- ständen immer zwei Donnerschläge und ein schwaches Leuchten bricht durch den Nebel. Dort steht ein Mörserpaar, das vielleicht den Bahnhof von Bpern beschießt oder die Kanalbrücken. Schattenhaft taucht eine Munitionskolonne auf, schwere Wagen mit vier Pferden bespannt. Sie fahren durch die Mulde und der Nebel frißt sie, wie er sie von sich gegeben. Es ist nun ganz deutlich zu vernehmen, wie über unsere Köpfe hinweg ein ruheloses Wandern schwerer Granaten zieht, aus dem grollenden Gepolter vorn seinen Ursprung nehmend und über uns hinweg seinen Weg in die Quartiere der höheren Stäbe suchend. Abschuß und Einschlag gehen unter im Lärm, und nur dieses hochgewölbte Einherwandern ist zu erfassen. Was ist das jetzt? Die dumpfen Schläge der beiden Mörser sind nicht mehr zu hören, ein rasselndes Zerkrachen schallt unaufhörlich