10 Höfen liegen. Neu und jung sind die Baumschößlinge auf den Wiesen, neu die Schilder, die an den Wegkreuzen stehen, neu ist alles, alles rings- um. Nichts ist da, was schon vor zehn Jahren hier gewesen wäre, hier und in Meesen, in Houthem, in Hollebeke, in Zandvoorde, Geluveld, Beselare, Zonnebeke, Passchendale, Poelkapelle, Langemark und in Bikschoote. Neu sind auch die zahllosen Reihen der weißen, rechteckigen, senk- recht aufgerichteten Grabsteine auf grünen, ummauerten Friedhöfen, hier und überall zwischen den Dörfern um Upern. Neu sind die In- schristen, die darein gemeißelt sind. Und alt ist nur, was darunter liegt. Heraustretend aus Wijtschate, in die flache Mulde hinabsteigend, die zwischen dem Dorf und Sankt Eloi sich ausdehnt, geht zur Rechten der Blick abwärts zum Dpern—Lys-Kanal, der von Comines nördlich auf Bpern zustrebt. Bon der „Herberg in den Jager" aus windet ein schüchternes Bächlein sich durch die Senkung, wässert ein paar Wiesen, näßt und nagt an dem Gewurzel im Grunde, wo einstmals richtige Bäume gestanden, schlängelt sich verwundert um einige zerbrochene, über- wucherte Betonklötze, die mitten aus Wiesen und Äckern emporragen, und verliert sich dann in der Richtung des Kirchturms von Hollebeke. Das ist der Roozebeek. Aber es wachsen noch keine Rosen wieder hier. Aus der „Herberg in den Jager" tönt heute fröhliches Gelächter zu einem Grammophon, das schnarrend und blechern den neuesten Schlager spielt. Deutlich vernimmt man aus rauhen vlämischen Bauernkehlen den Gesang, der die „Swiegermodder" zum Text hat. Sie klatschen dabei im Takt auf ihre Schenkel und klappern mit den Holzpantinen. Ihre Weiber wirbeln lachend im Kreise, daß die dreizehn Unterröcke nur so fliegen. Die Alten trinken bedächtig einen Kornschnaps und die Jugend verdrückt sich nach draußen an die Hinterwand, um heimlich eine Ziga- rette zu schmöken oder gar auf dem Rade den Alten zu entfleuchen nach Dpern, wo heute auf dem grooten Platz Kirmes ist. Schießbuden, Schiffs- schaukeln, die eiserne Jungfrau, die Dame ohne Unterleib, Karussell und das Raritätenkabinett, das für Jugendliche gesperrt ist. Ja, wenn es drinnen im „Jager" für einen Augenblick still ist, und wenn jemand für das Grammophon eine Platte wechselt, dann kann man leise durch den Abend das erregende Gewirr der zahlreichen Orchestrions und Drehorgeln vom grooten Platz her vernehmen. Der Klang kommt über die Höhe hinweg, die zwischen Sankt Eloi und Hollebeke gelagert ist, und auf deren Scheitel sich jetzt schon düster und abendlich der