80 Der Vorstoß des I.R. 98 auf la Chalade. Kampf der 4.Armee zu führen, war damit aufgegeben; es war im Dickicht der Argonnen erstickt! Auf diesen Beschluß mag nicht ohne Einfluß gewesen sein, daß von dem Jnf.Regt. 98, welches am 28. September 8° abds. nach der Eroberung der Höhe 283 in Richtung la Chalade befehlsgemäß weitermarschiert war*), jede Nachricht fehlte. Am 29. hatte >das Generalkommando ohne Erfolg durch in Richtung auf die Höhe 285 vorgesandte Kompagnien des I.R. 144 versucht, Fühlung mit den 98ern zu gewinnen. Mit wachsender Sorge war das Ausbleiben jeder Meldung empfunden worden. Schwere Befürchtungen tauchten auf. Sie sollten sich bewahrheiten! Unter Vornahme einer Spitze unter Lt. d. R. Schultze war das aus zwei Bataillonen I., II., Vi III. und zwei M.G.Zügen) bestehende Regiment in stockdunkler Nacht ins Ungewisse losmarschiert. Das Ziel, Dorf la Chalade, lag tief unten im Biesme-Tal an der großen von Süden heraufführenden französischen Anmarschstraße, von Höhe 285 in der Luftlinie etwa 4 km entfernt. Von le Four de Paris tönte der Gefechtslärm der französischen Angriffe gegen die Brigade B r o s i u s herüber. Gelang es, la Chalade und damit das Biesme-Tal zu ge- Winnen, so unterbrach man die rückwärtigen Verbindungen der Fran- zosen. Es winkte also ein großer Erfolg! Der Gedanke allerdings war kühn, fast zu kühn. Aber ohne Wage- mut und Kühnheit find im Kriege selten große Erfolge zu erzielen. Selbst wohlgemeinte, aus Besorgnis entsprungene Ratschläge der Unterführer hielten den Regts.Kdr., Major Baron, nicht ab, seinem Marschziel noch am Abend des 28. zuzustreben.. Nachdem sein Regiment soeben erst die so wichtige Höhe 285 ohne ernste Verluste genommen hatte und der Gegner Hals über Kopf bei herabsinkender Dämmerung in den Schutz der endlosen Waldungen geflüchtet war, glaubte er, den Erfolg aus- nutzen zu sollen. In tiefem Schweigen zog das dank der Metzer Friedensausbildung an Nachtmärsche gewöhnte Regiment feines Weges, zunächst noch ein Stück auf der Römerstraße nach Süden, dann bei la Pierre croisee auf einem scharf nach Südwesten abbiegenden Waldweg, der nach der Karte durch das Bois de la Chalade auf Höhe 225 zu führte und schließlich -in die Nordostecke des Dorfes mündete. Am Himmel schimmerten zuerst matt die Sterne, dann aber, gegen Mitternacht, begann es zu regnen. Der Gefechtslärm von der Varenner- *)Vergl. S, 65.