I. Wirtschaftspolitische Ausgangspunkte. ^pvas allbekannte und altgewohnte Wort: „Mitteleuropa", J / ursprünglich einen seiner Begrenzung nach ziemlich unbestimmten geographischen Begriff bezeichnend, hat in unseren Tagen eine überwiegend wirtschaftspolitische Be¬ deutung erlangt. Fn diesem Sinne haben sich mit ihm die nachfolgenden Erörterungen zu befassen. Die Idee eines wirtschaftspolitischen Zusammenschlusses Österreich-Ungarns und Deutschlands unter etwaigem Beitritt kleinerer angrenzender Staatsgebiete, wobei zunächst der damals im Vordergrunde stehende Zweck der Abwehr gegen die Gefahren vorschwebte, mit denen die industrielle Kon» kurrenz der Vereinigten Staaten von Nordamerika das zentral- europäische Wirtschaftsleben zu bedrohen schien, hat vor zwölf Iahren (1905) den Anstoß zur Bildung der mitteleuropäischen Wirtschaftsvereine in Österreich, Ungarn, Deutschland und Belgien gegeben. Diese Vereine haben unter der Leitung hervorragender Staatsmänner und Wirtschaftspolitiken denen sich namhafte sachkundige Vertreter der verschiedenen Wirt- schaftszweige beigesellten, das Bewußtsein der Interessen¬ solidarität Mitteleuropas in weiteren Kreisen geweckt, den aus ihre Verwirklichung abzielenden Bestrebungen den Namen geprägt und in vieljähriger emsiger Arbeit die Zielpunkte dieser Bestrebungen faßbar gestaltet. Die auf wissenschaft¬ lichen Grundlagen aufgebauten Referate und Beschlüsse der Tagungen der mitteleuropäischen Wirtschaftsvereine, die nicht nur die Fragen der Handels- und Zollpolitik, sowie des Ver¬ kehrswesens behandelten, sondern auch eine Reihe von Vor- schlügen über die anzustrebende Gleichförmigkeit der Regelung wichtiger Institute des Rechts- und Wirtschaftslebens er- statteten, enthalten ebenso viele der Klarstellung des mittel- europäischen Wirtschaftsproblems förderliche fachmännische Vorarbeiten. Diese fallen umsomehr ins Gewicht, als sie die übereinstimmenden Anschauungen der den vertretenen Län- dern angehörigen Wirtschaftskrise zum Ausdruck bringen und 7